Stuttgart. Im Jahr 2024 verzeichnet das Polizeipräsidium Stuttgart einen signifikanten Rückgang der registrierten Straftaten. Die Gesamtzahl der Fälle liegt bei 54.175, was einem Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Von Dirk Meyer

Stuttgart bleibt im bundesweiten Vergleich eine der sichersten Großstädte, trotz der Herausforderungen, die durch Großveranstaltungen wie die Fußballeuropameisterschaft und andere Faktoren entstanden sind.

Rückgang der Gesamtstraftaten

Die Kriminalstatistik zeigt, dass die Aufklärungsquote in Stuttgart bei 63,9 Prozent liegt und somit über dem Landesdurchschnitt BW von 62,6 Prozent. Zwei von drei Straftaten wurden aufgeklärt, was die Effizienz der Ermittlungsbehörden widerspiegelt. Darüber hinaus ist die Häufigkeitszahl, die die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner misst, auf 8.165 gesunken, nachdem sie im Vorjahr bei 8.782 lag. Dieser Rückgang von 7,0 Prozent wird teilweise durch die hohe Anzahl an Tagespendlern und Touristen in der Landeshauptstadt beeinflusst.

Hauptkriminalitätsschwerpunkte

Der Stadtbezirk Mitte bleibt mit der höchsten Anzahl registrierter Straftaten der Brennpunkt der Kriminalität in Stuttgart. Besonders auffällig ist der Rückgang im Bereich Diebstähle, der im Vergleich zum Vorjahr um 7,3 Prozent abgenommen hat. Dennoch beobachtet die Polizei eine Zunahme in sensiblen Bereichen wie Gewaltverbrechen.

Die Gesamtzahl der Straftaten im öffentlichen Raum beträgt 27.107 und ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent gesunken. Trotzdem gab es einen Anstieg der Straftaten gegen das Leben mit 22 Fällen, die jedoch größtenteils im Versuchsstadium geblieben sind.

Messerkriminalität und Gewalt gegen Polizeibeamte

Ein besorgniserregender Trend zeigt sich im Bereich der Messerdelikte, die im Jahr 2024 um rund 30 Prozent auf 180 Fälle angestiegen sind. Dies beinhaltet Delikte gegen Leib und Leben sowie sexuelle Übergriffe. Auffällig ist, dass rund 30 Prozent dieser Straftaten im Stadtbezirk Mitte verübt wurden. Dies stellt einen Fünf-Jahres-Höchststand dar und zeigt die Notwendigkeit einer verstärkten polizeilichen Präsenz in den betroffenen Bereichen.

Im Gegensatz dazu ist die Gewalt gegen Polizeibeamte weiter angestiegen. Die Zahl der Fälle stieg um 9,6 Prozent auf 887 und erreicht damit einen neuen Höchstwert. Diese Entwicklung verdeutlicht die zunehmenden Herausforderungen für die Ordnungskräfte, die sich nicht nur mit physischer Gewalt, sondern auch mit Anfeindungen und Respektlosigkeit auseinandersetzen müssen.

Cybercrime und Betrugsstraftaten

Der Bereich Cybercrime hat ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Die Fallzahlen der Internetkriminalität sind, wie in den Vorjahren, steigend. Betrugsstraftaten machen etwa 61 Prozent der gemeldeten internetbezogenen Straftaten aus, was mit hohen Vermögensschäden von über 4 Millionen Euro einhergeht. Die Polizei Stuttgart plant, im Jahr 2025 eine spezielle Ermittlungseinheit einzurichten, um diesen Entwicklungen gezielt entgegenzuwirken.

Die Häufung betrügerischer Anrufstraftaten sowie Betrug mittels Instant-Messengerdiensten stellt für die Polizei eine Herausforderung dar. Täter in Ausland nutzen Callcenter, um durch geschickte Gesprächsführung ihre Opfer unter Druck zu setzen. Der Gesamtschaden für den Zeitraum 2024 beträgt über 850.000 Euro, wobei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist.

Entwicklung in der Jugendkriminalität

Die Polizei Stuttgart vermeldet einen Rückgang der Jugendkriminalität. Im Jahr 2024 sank die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren um rund 10 Prozent auf 4.920. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die Rückgänge bei Jugendlichen und Heranwachsenden zurückzuführen. Dennoch ist der Polizeipräsident vorsichtig, da sich die Struktur der Tatverdächtigen verändert hat; ein zunehmender Anteil der jüngeren Tatverdächtigen ist nicht in Stuttgart wohnhaft.

Erweiterung der Präventionsmaßnahmen

Im Hinblick auf häusliche Gewalt ist eine steigende Zahl an gemeldeten Fällen zu beobachten. 2024 stieg die Anzahl der angezeigten Gesamtstraftaten häuslicher Gewalt um 22 Prozent auf 1.540 Fälle. Diese Zahl liegt 28 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt und verdeutlicht die Notwendigkeit, Hilfsangebote zu verbessern und den Opfern Unterstützung anzubieten. Die Polizei arbeitet eng mit verschiedenen Beratungsstellen zusammen, um die betroffenen Personen besser erreichen und unterstützen zu können.

Fazit und Ausblick

Während die Gesamtkriminalität in Stuttgart im Jahr 2024 insgesamt zurückgegangen ist, zeigt die Kriminalstatistik, dass spezielle Deliktsbereiche wie Messerkriminalität und Cybercrime zunehmend in den Fokus rücken. Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte und der Anstieg der häuslichen Gewalt erfordern eine verstärkte Aufmerksamkeit vonseiten der Behörden. Die Polizei Stuttgart hat angekündigt, ihre Präventions- und Repressionsmaßnahmen weiter auszubauen, um diesen Herausforderungen nachhaltig begegnen zu können.

Die Entwicklungen der nächsten Jahre werden zeigen müssen, wie effektiv diese Maßnahmen sein werden und ob die positive Tendenz in der Kriminalstatistik aufrechterhalten werden kann. Die Landeshauptstadt wird aufgefordert, innovative Lösungen zu entwickeln, um die Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

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