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Der 37-jährige Angeklagte kam in Handschellen aus der JVA Stammheim „angeliefert“. Er soll am Mittag des 16. Oktober 2024 in einer Wohnung eines Schönaicher Pflegeheims im Laufe eines Streits die Matratze, auf der seine Partnerin schlief, angezündet haben. Der Angeklagte bestritt zum Verhandlungsauftakt am Donnerstag Nachmittag in Saal 240 die Vorwürfe.

Von Alexander Kappen

Stuttgart/Schönaich. „Es gab immer Streit“, so beschrieb der 37-jährige Angeklagte mit polnischer Nationalität sein Verhältnis zum Opfer, seiner ehemaligen Partnerin. Der kräftig gebaute Angeklagte war mit weißem T-Shirt und rotem offen getragenem Hemd vor der 19. Großen Strafkammer im Stuttgarter Landgericht erschienen. Größere Tattoos zierten seine Arm- und Handrücken. Er muss sich nun an der Seite seines Verteidigers vor drei Richtern und zwei Schöffen verantworten, die dann zu fünf in Mehrheitsabstimmung ein Urteil fällen werden.

Dem 37-Jährigen wird von der Staatsanwaltschaft versuchter Mord, versuchte Brandstiftung mit Todesfolge und versuchte Sachbeschädigung vorgeworfen.

Der Angeklagte gab bereitwillig Auskunft zu seinem Lebenslauf und bestritt die Straftaten: „Ich wollte damals einen Alkoholentzug machen und wurde von der Klinik nicht aufgenommen weil es keinen Platz gab, da habe ich erzählt ich habe meine Freundin umbringen wollen. Nur um einen Platz zu bekommen, damit es dringlicher wird.“

„Du stirbst jetzt hier in diesem Zimmer!“

Der Vorsitzende Richter, der die Verhandlung leitet, berichtete allerdings von anderen Äußerungen der Geschädigte bei der polizeilichen Vernehmung. „Sie gab an, dass sie die Matratze angezündet hatten und dann mit einem Kochtopf voller Wasser versucht hatten das Feuer zu löschen. Bei dem Wasserdampf habe sie Angst bekommen und sei aus der Wohnung flüchten wollen. Da hätten Sie sie an den Haaren gepackt und gesagt, bleib hier, du stirbst jetzt hier in diesem Zimmer!“, zitierte der Vorsitzende Richter aus der polizeilichen Vernehmung des Opfers.

Ein psychiatrischer Gutachter berichtete von der Suchtgeschichte des Angeklagten: „Er trank am Tag 15 Bier und rauchte Heroin, hinzu kamen jede Menge Medikamente.“

„Ich möchte eine Drogentherapie machen und nur noch arbeiten und eine Familie gründen“, gab der Pole seine Ziele für die Zukunft an.

Schwierige Jugend in Polen

Der Angeklagte war bereits in der Grundschule schwer zu kontrollieren. Immer wieder geriet er mit den Lehrern und Regeln in Konflikt. Mit 16 wurde er ins Heim für schwer erziehbare Jugendliche eingeliefert. Später fiel er durch Vodka-Diebstähle auf. Mit seiner Mutter wanderte er nach Deutschland aus und zwar nach Schönaich nahe Böblingen. In Böblingen absolvierte er einen Sprachkurs und sprach während der Verhandlung recht gutes Deutsch, gebrochen zwar aber dennoch verständlich. Seine Eltern trennten sich. Im November 2023 lernte er dann seine Partnerin kennen und war mit ihr 1,5 Jahre zusammen. – eben bis zu jenem verhängnisvollen Streit in einer 2-Zimmer-Wohnung in einem Seniorenheim in Schönaich.

Seine Freundin soll ihn aufgefordert haben seine Sachen zu packen und zu gehen. „Ich lass meine Sachen nicht hier und verbrenn die jetzt“, soll er in Bezug auf Vorhänge am Fenster und die Matratze gemeint haben, so der Richter, der aus dem Vernehmungsprotokoll der Geschädigten zitierte. Der Angeklagte sagte: „Ich wollte sie niemals ernsthaft verbrennen. Ich war betrunken!“

Die Frau flüchtete sich am besagten Mittag des 16. Oktober 2024 zu Pflegekräften.
Gebrannt hatte es auf jeden Fall in dem besagten Zimmer, denn man fand Brandspuren an der Matratze.

Die Verhandlung wird am 2. Mai um 10 Uhr in Saal 240 fort gesetzt. Der Eingang befindet sich aber nicht vorne am Haupteingang sondern auf der linken Seite (von dort aus gesehen) in der Archivstraße.

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