Stuttgart. Im Jahr 2023 verzeichnete Baden-Württemberg einen signifikanten Rückgang der Bruttostromerzeugung um 31 Prozent.
Von Dirk Meyer (kai)
Laut ersten Berechnungen des Statistischen Landesamtes belief sich die gesamte Stromerzeugung auf 37.147 Millionen Kilowattstunden (Mill. kWh). Die Hauptursachen für diesen Rückgang sind die Stilllegung des letzten Kernkraftwerks im April 2023 sowie ein deutlich gesunkener Beitrag der Steinkohlekraftwerke.
Niedrigere Stromerzeugung aus Kernkraft und Steinkohle
Die Abschaltung des Kernkraftwerks Neckarwestheim 2 führte zu einem markanten Rückgang der Stromerzeugung aus Kernenergie. In 2023 wurden in Baden-Württemberg noch 1.947 Mill. kWh Strom aus dieser Quelle produziert, was einem Rückgang von 82,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Anteil der Kernenergie an der gesamten Bruttostromerzeugung reduzierte sich somit auf 5,2 Prozent.
Ebenfalls spürbar war der Rückgang der Stromerzeugung aus Steinkohle, die mit 9.367 Mill. kWh um 45,7 Prozent zurückging. Im Jahr 2023 betrug der Steinkohleanteil am Strommix des Landes 25,2 Prozent. Im Gegensatz dazu verzeichnete die Stromerzeugung aus Erdgas einen leichten Anstieg um 2,1 Prozent, mit insgesamt 4.024 Mill. kWh und einem Anteil von 10,8 Prozent.
Die Stromproduktion aus sonstigen Energieträgern, zu denen Heizöl, Braunkohle und nicht-biogener Abfall gehören, ging um 24,2 Prozent zurück und lag 2023 bei 2.303 Mill. kWh, was einem Anteil von 6,2 Prozent am Strommix entspricht.
Anstieg der erneuerbaren Energien
Im Gegensatz zu den konventionellen Energieträgern konnte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2023 zulegen. Insgesamt wurden rund 19.508 Mill. kWh erzeugt, was einem Anstieg von 5,2 Prozent entspricht.
Durch die signifikante Abnahme der Gesamtstromerzeugung stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung von 34,4 Prozent im Jahr 2022 auf nahe 52,5 Prozent im Jahr 2023.
Die einzelnen erneuerbaren Energieträger entwickelten sich unterschiedlich. Die Photovoltaik erlitt einen leichten Rückgang von 1,4 Prozent auf 6.463 Mill. kWh, bleibt jedoch mit einem Anteil von 17,4 Prozent der bedeutendste erneuerbare Energieträger in Baden-Württemberg.
Im Gegensatz dazu verzeichnete die Windkraft eine deutliche Steigerung um 28,7 Prozent, erreichte 3.888 Mill. kWh und trug damit 10,5 Prozent zur Gesamtstromerzeugung bei. Auch die Stromerzeugung aus der Wasserkraft stieg um 17 Prozent und hatte im Jahr 2023 einen Anteil von 12,1 Prozent.
Die Biomasseproduktion sank um 9,4 Prozent auf 4.458 Mill. kWh, was einem Anteil von 12 Prozent am Strommix entsprach.
Veränderungen im Energieverbrauch
Der Bruttostromverbrauch in Baden-Württemberg betrug 2023 insgesamt 62.400 Mill. kWh. Dieser Wert beinhaltet den Stromverbrauch der Endverbraucher sowie Netzverluste und den Stromverbrauch im Umwandlungsbereich.
Aufgrund der stark zurückgegangenen Stromerzeugung sah sich das Land gezwungen, verstärkt Strom aus anderen Bundesländern und dem Ausland zu importieren. Die Nettostrombezüge stiegen um 80 Prozent auf insgesamt 25.252 Mill. kWh im Vergleich zum Vorjahr.
Fazit
Die Entwicklungen des Jahres 2023 zeigen einen grundlegenden Wandel in der Energiestruktur Baden-Württembergs. Der Rückgang der konventionellen Energieträger, insbesondere Kernenergie und Steinkohle, und der Zuwachs bei den erneuerbaren Energien markieren einen signifikanten Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Stromversorgung.
Die Bedeutung der erneuerbaren Energien im baden-württembergischen Strommix hat sich durch den deutlichen Rückgang der Gesamtstromproduktion erheblich erhöht, was auf eine verstärkte Abhängigkeit von nachhaltigen Energiequellen hinweist.