Wohnen in Wohngruppen mit hartem Arbeitsalltag: Neben normalem Gefängnis und offenem Vollzug ist das Seehaus eine dritte Art des Strafvollzuges
Von Alexander Kappen
Leonberg. Um 5.30 Uhr morgens geht es los mit Frühsport. Bis 22 Uhr sind die jungen Straffälligen in ein Erziehungsprogramm eingespannt – Familienartig. Es gibt kleine Wohngruppen wo jeder Pflichten übernimmt wie den Abwasch, Bügeln, Tisch decken. Hinzu kommen Arbeitsprogramme im Handwerk oder Gartenarbeit.
Anstatt in Zellen zu sitzen wohnt man in Wohngruppen, die von echten Familien mit Kindern geführt werden. Jugendliche und Heranwachsende zwischen 14 und 23 Jahren, die bereit sind, an sich zu arbeiten, können sich vom Jugendstrafvollzug aus für das Seehaus bewerben.
Nach Zustimmung des Anstaltsleiters verbringen sie ihre gesamte Haftzeit im Seehaus. Bis zu 7 Jugendliche wohnen mit Hauseltern und deren Kindern zusammen und erfahren so – oft zum ersten Mal – „funktionierendes“ Familienleben, Liebe und Geborgenheit. Gleichzeitig erwartet sie ein durchstrukturierter und harter Arbeitsalltag.
Hausputz, Schule, Arbeit, Berufsvorbereitung, Sport, gemeinnützige Arbeit, Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Straftaten für die Opfer, Wiedergutmachung, soziales Training und die Vermittlung christlicher Werte und Normen sind fester Bestandteil des Konzepts. Sie dienen dazu, dass die Jugendlichen lernen, Verantwortung zu übernehmen und die besten Voraussetzungen haben, um sich als gesetzestreue Bürger in die Gesellschaft einbringen zu können.
Es gibt keinen Ausgang vom Gelände (nur beim Joggen mit Betreuer) aber auch keine Gittern und Zäune. Es gibt Punkte für fleißiges Mitmachen. Bei einer bestimmten Punktzahl darf man dann seine eigene Familie besuchen…
Übrigens: Auch in Leipzig gibt es ein Seehaus mit dem gleichen Konzept. Deutschlandweit also nur 2 Mal…
Hier ein Video vom Seehaus: