Claudia Simon ist vom Naturschutzbund Stuttgart und Wolf-Botschafterin. Sie hat einen Online-Vortrag über den Wolf geschrieben, der wohl viel harmloser ist als es immer heißt. Sie sagt: Willkommen lieber Wolf!
Von Alexander Kappen
Stuttgart. Früchte, Beeren, Obst und Aas – genau so sieht der Speiseplan des achso gefürchteten Wolfes nämlich auch aus! Von wegen Schafe und Menschenfleisch, wie es in vielen Wolfs-Mythen heißt. Bis ins frühe Mittelalter wurde er verehrt als heiliges Tier, aber mit der Christianisierung wurde er verteufelt.
Der Wolf ist ein wunderschönes Tier, das für den Menschen in der Regel ungefährlich ist, es sei denn man greift ihn an. Der Reporter war selbst auf Wolfs-Suche mitten in Stuttgart, denn im Feuerbacher Stadtwald wurde der Stuttgarter Wolf gesichtet.
Vor kurzem tauchte ein Wolf im Raum Karlsruhe auf und soll Schafe in Waghäusel (in der Nähe) gerissen haben. Ein unbewiesenes Gerücht, denn der Wolf dient imemr gut als Sündenbock. In vielen Filmen ist er zudem das Monster, das im Wald lauert.
Totaler Humbug wie der Reporter findet. Derselben Meinung ist auch Claudia Simon, die Wolfs-Botschafterin. Sie hat einen Vortrag online geschrieben, in dem sie das grau-silberne Tier von dem scheinbar alle Hunde abstammen, verteidigt.
Laut einer Forsa-Umfrage aus 2018 freuen sich 80% der Bevölkerung, dass der Wolf wieder da ist.
Na also dann: Willkommen Lieber Wolf!
1998/99 wurde das erste Wolfspaar in Deutschland sesshaft und brachte 2000 in Sachsen die ersten Welpen in Deutschlands freier Wildbahn auf die Welt.
Naturschützer und auch Stuttgart Journal begrüßt die Rückkehr des Wolfs und freuen uns, dass es mittlerweile 73 Wolfsrudel und 88 Wolfsterritorien in ganz Deutschland gibt. Der Wolf steht unter strengem Naturschutz und darf nicht gejagt werden. Schafszüchter bekommen vom Bund für vom Wolf gerissene Schafe Ersatzzahlungen.
Der Wolf – Vortrag von NABU-Wolfsbotschafterin Claudia Simon
Wir waren dabei bei dem Vortrag der engagierten NABU-Wolfsbotschafterin Claudia Simon
und haben viel über die Rückkehr dieses faszinierenden Wildtiers erfahren. Frau Simon hat
uns ein Tier nahegebracht, das uns bisher fremd war. Wir erfuhren, dass der letzte Wolf
Baden-Württembergs 1847 im Stromberg erschossen wurde. Dort erinnert heute noch einer
von den ungefähr 30 in Deutschland errichteten Wolfsteinen an das „Untier“, das gnadenlos
gejagt und ausgerottet wurde.
Der letzte Wolf
Der letzte Wolf in Deutschland wurde 1904 in Hoyerswerda erlegt. Heute genießt der Wolf
den höchstmöglichen Schutzstatus – auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene.
Seit der Wiedervereinigung steht der Wolf in ganz Deutschland unter gesetzlichem Schutz.
Ab 1990 wurden vereinzelt immer wieder Wölfe gesehen, aber illegal erschossen oder bei
Verkehrsunfällen getötet. 1998/99 wurde das erste Wolfspaar in Deutschland sesshaft und
brachte 2000 in Sachsen die ersten Welpen in Deutschlands freier Wildbahn auf die Welt.
Wir Naturschützer begrüßen die Rückkehr des Wolfs und freuen uns, dass es mittlerweile 73
Wolfsrudel und 88 Wolfsterritorien in ganz Deutschland gibt. In Baden-Württemberg wurden
bisher vor allem tote Wölfe gefunden. Tatsächlich stellen Verkehrsunfälle die häufigste
Todesursache für Wölfe dar. Ein Wolf hat es aber bis nach Baden-Württemberg geschafft
und ist im Schwarzwald heimisch geworden.
Angst vorm Wolf?
Und? Haben Sie Angst vorm Wolf? Wie war das bei Rotkäppchen noch gleich? Noch bis ins
ausgehende Mittelalter wurde der Wolf verehrt. Erst mit der Christianisierung begann die
Verteufelung des Wolfs. In Ihrem Vortrag räumt Frau Simon mit dem Märchen vom bösen
Wolf auf. Und der Mensch steht keinesfalls auf dessen Speiseplan. Der Wolf frisst nämlich
entgegen aller Erwartungen auch Früchte, Beeren, Obst und Aas. Tatsächlich hilft der Wolf
auch Förstern überall dort, wo durch zu viel Wild sich Wälder nicht mehr regenerieren
können, weil die Jungtriebe der Bäume weggefressen werden und nicht mehr nachwachsen
können. Laut einer Forsa-Umfrage aus 2018 freuen sich 80% der Bevölkerung, dass der
Wolf wieder da ist. Na also dann: Willkommen Wolf!
Ein konfliktarmes Zusammenleben von Wolf und Menschen
Zu den wolfreichsten Bundesländern zählen Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg und
Sachsen-Anhalt. Und natürlich ist der Wolf ein Beutegreifer und als solcher unterscheidet er
nicht zwischen wildlebenden Tieren und vom Menschen gehaltenen Nutztieren. Das führt
verständlicherweise dazu, dass hier wieder ein Konflikt auflodert, der so alt wie die
Viehhaltung selbst ist. Deshalb werden Wölfe heute aber nicht mehr gejagt, sondern
gemanagt. In fast allen Bundesländern sind deshalb bereits Wolfsmanagementpläne
etabliert, die ein konfliktarmes Zusammenleben von Wolf und Menschen gewährleisten
sollen.
Präventionsmaßnahmen zum Schutz des Wolfes
Im Rahmen dieser Wolfsmanagementpläne wird der Herdenschutz durch
Präventionsmaßnahmen und Ausgleichszahlungen für Schäden unterstützt. So werden
beispielsweise verbesserte Zaunsysteme und Herdenschutzhunde eingesetzt. In besonders
wolfreichen Bundesländern kooperiert der NABU bereits mit dem Ministerium für
Umweltschutz zur Umsetzung des Wolfsmanagementplanes und setzt sich für Aufklärung
und Unterstützung der Nutztierhalter beim Herdenschutz ein. Die Sorgen der Nutztierhalter
müssen ernst genommen und die Tierhaltung an die neuen Bedingungen angepasst werden.
Umweltschutzorganisationen stehen hier unterstützend und beratend zur Seite, denn nur so
kann die benötigte Akzeptanz geschaffen werden. Der sogenannte günstige
Erhaltungszustand gemäß der FFH-Richtlinie ist noch nicht erreicht und jedes Bundesland ist
dazu verpflichtet, den Erhaltungszustand zu überwachen und die Ergebnisse dieses
Monitorings an die Europäische Kommission zu berichten. Wir müssen mit Zuwachs rechnen
und deshalb lernen mit dem Wolf zu leben.
Der Wolf war in Stuttgart heimisch
Wenn auch in Stuttgart so schnell kein Wolf zu erwarten ist, so verraten uns doch Namen
wie Wolfschlugen oder Wolfbusch, dass auch in Stuttgart und Umgebung Wölfe einst
heimisch waren. Wie würden Sie sich fühlen, wenn doch einmal ein Wolf über die Fildern
zöge oder in Schönbuch gesichtet würde? Einige Bundesländer haben bereits ihre
Erfahrungen gesammelt und davon können wir lernen. Spätestens wenn wir mal wieder in
einem wolfreicheren Bundesland Urlaub machen, sollten wir schließlich auch wissen, wie wir
uns verhalten. Und wäre es nicht auch schön, wenn wir zusammen mit unseren Kindern
Wölfe beobachten könnten statt ihnen nur „Der Wolf und die sieben Geißlein“ vorzulesen