Zwei portugiesische Angeklagte sollen einen dritten Mann umgebracht haben
In der Rosenaustraße ist das Verbrechen am 14. April 2022 passiert. Einer der Angeklagten hat den gemeinschaftlichen Mord in einem Brief bereits gestanden.
Von Alexander Kappen
Stuttgart-Bad Cannstatt. Der 37-jährige Polizeibeamte – im Zeugenstand vor dem Schöffengericht im Landgericht Stuttgart – hatte Tränen in den Augen, als er sich erinnerte: „An der Ecke Andernacher Weg/Rosenaustraße lag damals eine männliche Person Oberkörperfrei und blutüberströmt da. Es war eine riesiges Durcheinander, viele Leute schrien oder liefen chaotisch herum, das Opfer hat sich hin- und hergewunden und seine Augen waren bereits unnormal verdreht“.
Eine andere Zeugin,eine Anwohnerin der Rosenaustraße, hatte „zwei Schüsse gehört und dann war ein weißer Golf weggefahren !“.
Die beiden Angeklagten stammen aus Portugal: Hipolito A. und Fernandes G.
Die beiden sitzen seitdem in U-Haft in der JVA Stammheim. Das ungleiche Gespann saß in Sitzungssaal 6 im Landgericht wie ein Häufchen Elend zusammengekauert auf ihren Angeklagten-Stühlen – Neben ihnen drei Justizbeamte. Einer der Angeklagten ist groß und kräftig, der andere klein und schmächtig.
Am Donnerstag war der Prozessauftakt, es sind 14 weitere Verhandlungstage angesetzt. 5 zeugen sind geladen, 1 Sachverständiger und 3 Richter und 2 Schöffen entscheiden über das Strafmaß. Dieses steht wohl schon fest, denn eine Justizbeamtin fand am 19. September diesen Jahres einen Brief in der Zelle eines der Angeklagte. Der hatte den Brief unter anderen Unterlagen versteckt. Ein Richter las in Gerichtssaal die deutsche Übersetzung des in portugiesisch geschriebenen Brief an den anderen Angeklagten vor: „Bleib ruhig, ich nehme die Messerstiche auf mich. Ich habe weißes Pulver hier, das mit Spaß bereitet. Mach dir keine Sorgen. Wenn wir aus dem Knast raus sind, holen wir uns Diamanten!“
Der Prozess wird am Montag, dem 13. Oktober 23 um 9 Uhr in Saal 6 fortgesetzt. Die Verhandlung ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich.