Die erzgebirgische Handwerkskunst ist längst weltberühmt. Die liebevoll gefertigten Engel, Schwibbögen, Räuchermänner, Nussknacker, Spieluhren und Weihnachtspyramiden sorgen auch in Übersee für festliche Stimmung und erzählen Geschichten aus einer überschaubaren Region im Osten Mitteldeutschlands.
Doch wie kam es dazu, dass sich hier diese einmalige Volkskunst entwickeln konnte, die bis heute in ortsansässigen kleinen Handwerksbetrieben ausgeübt wird?
Ein entbehrungsreiches Leben für die sächsische Krone
Das Erzgebirge war seit dem frühen Mittelalter ein traditionelles Bergbaugebiet. Das Leben der kleinen Leute war beschwerlich. Wer jemals in ein historisches Bergwerk hinabgestiegen ist ahnt vielleicht, wie gefährlich und entbehrungsreich ein solches Bergmannsleben gewesen sein muss.
Die reichen Bodenschätze des Mittelgebirges, unter anderem Silber, Zinn, Nickel und Minerale, vermehrten vor allem den Glanz der sächsischen Fürstenhäuser. Beeindruckendes Zeugnis davon legt das heute wieder so prächtige Dresden mit seinem Grünen Gewölbe ab.
Die Hauer und Steiger jedoch blieben arm. Und es kam noch schlimmer. Im 19. Jahrhundert waren viele Rohstoffvorkommen erschöpft. Die Konjunktur brach ein und die Einkommen der Bergabeiterfamilien brachen weg.
Aus Bergmännern wurden notgedrungen Volkskünstler
Die Winter im Erzgebirge sind kalt. Von jeher rückte man dicht zusammen und überbrückte die Winterszeit mit Handarbeiten wie Klöppeln, Schnitzen, Strohflechten und Weben.
Nachdem die Einkünfte aus dem Bergbau drastisch zurückgegangen waren, blieben einzig die handwerklichen Fähigkeiten und man versuchte einen Broterwerb daraus zu machen. Holz gab es genug. In kleinen Familienbetrieben entstanden ganze Spielzeugwelten, kleine Erzgebirge en miniature, die immer noch vom Bergmannsleben erzählten.
Und das tun sie bis heute, die Nussknacker und Bergmänner in Paradeuniform, die Kurrendesänger und Lichterengel, die sich auf Pyramiden emsig im Kreis drehen, die Schwibbögen bevölkern und die so erzgebirgische Tradition lebendig halten.
Faszinierende Miniaturwelten aus Holz und Farbe
Die einzigartigen Handwerkstechniken im Erzgebirge wurden im Laufe der Jahrhunderte stetig verfeinert und perfektioniert. Es gibt die Spanbaumstecher und die Reifendreher, die Schnitzer, Drechsler und Maler und viele weitere Spezialisten, die an der Gestaltung der Kunstfiguren mitwirken.
Nicht selten wird das Erzgebirge auch Weihnachtsland genannt. Und wer einmal in der Vorweihnachtszeit im verschneiten Aue, Seiffen, Annaberg, Marienberg, Sayda oder einem anderen Städtchen an der Silberstraße war, wird die Bezeichnung treffend finden. Und doch wird sie dem Erzgebirge nur teilweise gerecht.
Auch im Sommer findet man hier zauberhafte Landschaften vor und die erzgebirgische Holzkunst beschränkt sich längst nicht nur auf Themen rund um den Advent und das Weihnachtsfest.
Echt nur mit dem Siegel des Handwerkerverbandes
Nicht selten wurde versucht, die erzgebirgische Handwerkskunst zu kopieren. Gelungen ist das nie und das geschulte Auge kann sofort ein Original von einem Plagiat unterscheiden.
Die renommierten Hersteller haben sich zudem zu einem Verband zusammengeschlossen und vermarkten ihre mit einem Siegel gekennzeichneten Produkte erfolgreich auf der ganzen Welt. Für Sammler kommen jedes Jahr einige Neuschöpfungen hinzu.