Baden‑Württembergs Wachstumsdynamik zieht in der zweiten Jahreshälfte wieder an und so dürfte die Wirtschaftsleistung 2016 real um 1 1/2 Prozent wachsen.

Von Dirk Meyer

„Die baden‑württembergische Konjunktur war im ersten Halbjahr zweigeteilt. Während das Verarbeitende Gewerbe nach dem sehr starken Ergebnis 2015 nur mäßig wuchs, entwickelte sich die Binnenwirtschaft sehr dynamisch.“, so fasste die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, die wirtschaftliche Lage des Landes im Jahr 2016 zusammen.

„Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe zeigen seit Jahresmitte wieder nach oben und auch der Dienstleistungs- sowie der Bausektor bleiben als wichtige Wachstumsstütze erhalten. Daher rechnen wir mit einem Anziehen der Konjunktur zum Jahreswechsel 2016/17. Aufgrund der vom Außenhandel zu erwartenden zusätzlichen Impulse erwarten wir für 2017 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 1 3/4 Prozent.“, so Dr. Brenner.

Baden‑Württemberg dürfte 2017 vom Export in die USA profitieren

2016 dürfte die baden‑württembergische Exportwirtschaft ihr Rekordergebnis vom Vorjahr wahrscheinlich nicht verteidigen, da die Ausfuhren zwischen Januar und September durchschnittlich 2 Prozent unter dem Vorjahreswert lagen.

Der mit knapp 12 Prozent anteilsmäßig bedeutendste Markt USA verzeichnete einen Exportrückgang in Höhe von 12 Prozent, während Europa eine Stütze für den Export darstellte. Von Januar bis September 2016 stiegen dort die Ausfuhren um 1,4 Prozent gegenüber dem Referenzzeitraum des Vorjahres.

Die Exporte nach China fielen um 3 Prozent und dies vor dem Hintergrund einer bereits sehr verhaltenen Exportdynamik 2015. Vom Ausgang der Wahlen in den USA und im Vereinigten Königreich dürften für den Südwesten 2017 Impulse ausgehen. Da in beiden Ländern die Fiskalpolitik eine stärkere Rolle spielen soll und Investitionen in die Infrastruktur geplant sind, würden solche Fiskalpakete genau zum Produktportfolio der Südwest-Wirtschaft passen. Grundvoraussetzung für einen positiven Exportschub ist allerdings, dass protektionistische Maßnahmen von Seiten der USA unterbleiben.

Auch Deutschland könnte hierbei in den Fokus rücken, da es in den ersten drei Quartalen 2016 einen Handelsbilanzüberschuss mit den USA von knapp 50 Milliarden US-Dollar aufwies und damit Platz 3 hinter dem diesbezüglich von Trump besonders kritisierten China und Japan belegte.

Wachstum in Europa vor den Wahlen stabil

Für die baden‑württembergische Konjunktur spielt auch die wirtschaftliche Entwicklung in Europa eine große Rolle. Dort stehen im Jahr 2017 reguläre Parlaments- und Präsidentenwahlen in wichtigen Mitgliedstaaten an (Deutschland, Frankreich und den Niederlanden). Nach den Erfahrungen von 2016 sind hierbei positive wie negative Überraschungen nicht auszuschließen.

Die europäische Wirtschaft zeigt sich von diesen Unwägbarkeiten unbeeindruckt und startet ins Superwahljahr mit deutlich verbesserter Stimmung. Zurückzuführen ist dies auf ein im Laufe des Jahres 2016 gestiegenes Industrievertrauen und eine positivere Stimmung im Bausektor. Insgesamt erwartet die EZB 2017 für die Eurozone ein ähnlich hohes reales BIP-Wachstum wie 2016 (1,6 Prozent).

Die Inflation dürfte laut ihrer Prognose auf 1,2 Prozent steigen, da die dämpfenden Effekte der gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise 2017 auslaufen. Dennoch liegt die von der EZB erwartete Preissteigerungsrate deutlich von der Zielinflation von knapp 2 Prozent entfernt. Zudem wurde seit der Finanzkrise die Inflationsentwicklung immer zu hoch prognostiziert, da preisdämpfende Faktoren unterschätzt wurden.

Stabiler Beschäftigungsaufbau – Arbeitslosenzahlen leicht unter Vorjahresniveau

Die weiterhin robuste Konjunktur führte auch im Jahr 2016 zu einem weiterhin stabilen Beschäftigungsaufbau. Von Januar bis September erhöhte sich die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 89 000 oder um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Getragen wird diese Entwicklung vom Dienstleistungssektor (2,6 Prozent), während die Beschäftigungszunahme im Verarbeitenden Gewerbe (0,8 Prozent) unter dem gesamtwirtschaftlichen Zuwachs blieb.

Die Arbeitslosenquote verharrte mit 3,8 Prozent im Durchschnitt der Monate Januar bis November nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Im Vergleich zu Deutschland lag dort die Arbeitslosenquote im gleichen Zeitraum deutlich höher (6,1 Prozent). Dennoch scheint sich der Südwesten langsam einer Vollbeschäftigungssituation zu näheren, da die Arbeitslosenzahlen langsamer als in der Vergangenheit sinken und die von den Firmen als offen gemeldeten Stellen deutlich wachsen (13 Prozent zum Vorjahr).

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