In Leonberg und Pattonville befinden sich die baden-württembergische Standorte der mit Millionenschweren Hubschraubern ausgestatteten gemeinnützigen Vereinigung. Meistens geht es im Alltag um Leben und Tod.
Von Alexander Kappen
“Natürlich riskiert der Pilot auch sein Leben, aber das ist eben unsere tägliche Arbeit “, sagt ein Mitarbeiter der DRF-Presseabteilung zur abenteuerlichen Arbeit der Hubschrauberstaffel. Neben dem Gehalt gehören auch emotionale Dankesschreiben der Opfer zu den Entlohnungen der DRF-Mitarbeiter. An Bord der “fliegenden Intensivstationen” sind dabei immer drei Mitarbeiter: Der Pilot, ein Notarzt und ein Rettungsassistent, der den Arzt und auch den Piloten unterstützt. “Wir landen überall, auf Autobahnen, in Gärten vor dem Haus oder eben im Güllefeld des regionalen Landwirts”, so das DRF.
In Stuttgart gibt es zwei Stützpunkte der durch Spenden und die Krankenkassen finanzierten Vereinigung: In Pattonville, dem ehemaligen Stützpunkt der amerikanischen Streitkräfte und in Leonberg in der Nähe des Kreiskrankenhauses. Ein Hubschrauber ist übrigens stolze sechs und acht Millionen Euro wert.
Allgemeines über die DRF
Jahr für Jahr verunglücken mehrere hunderttausend Menschen auf deutschen Straßen. Lebensgefahr droht auch bei Herzinfarkt oder Schlaganfall. Diesen Menschen schnell und effektiv zu helfen, ist die Aufgabe der DRF Luftrettung. Ihr Anspruch: Die bestmögliche Versorgung von Notfall- und Intensivpatienten.
Im März 1973 erfolgte in Stuttgart der erste Einsatz eines rot-weißen Rettungshubschraubers. Im Jahr 2016 kommen an 31 Stationen in Deutsch-land und Österreich Hubschrauber der DRF Luftrettung zum Einsatz; acht davon rund um die Uhr. Alle Hubschrauber sind optimal für die Versorgung von Notfall- und Intensivpatienten ausgerüstet. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat die DRF Luftrettung rund 800.000 Einsätze geleistet.
Rund 700 Notärzte, 200 Rettungsassistenten, 160 Piloten sind für die DRF Luftrettung im Einsatz. Im ersten Halbjahr 2016 leisteten sie insgesamt 18.169 Einsätze. Zu den häufigsten Alarmierungsgründen zählten dabei lebensgefährliche Erkrankungen, wie Herzinfarkte und Schlaganfälle, so-wie Unfälle.
Mit eigenen Ambulanzflugzeugen und erfahrenen Piloten, Notärzten und Rettungsassistenten holt die DRF Luftrettung Patienten aus dem Ausland nach Deutschland zurück, wenn dies medizinisch notwendig und ärztlich angeordnet ist. Diese weltweiten Einsätze werden über die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden koordiniert. Sie ist rund um die Uhr erreichbar, Alarm-Telefon: 0711-701070.
Im Operation-Center am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden befindet sich außerdem das operative Herzstück der DRF Luftrettung, der Fachbereich Technik. Er besteht aus einer Werft, in der die aus über 50 Hubschraubern und Flugzeugen bestehende Flotte der DRF Luftrettung von eigenen Fluggerätemechanikern gewartet wird, aus einem Entwicklungsbetrieb, aus der für die Lufttüchtigkeit der Fluggeräte zuständigen Abteilung CAMO und aus einem technischen Ausbildungsbetrieb. Insgesamt arbeiten rund 100 Techniker für die DRF Luftrettung.
Vorteile der Luftrettung
In Deutschland hat jeder Betroffene Anspruch auf den Einsatz eines Ret-tungshubschraubers, wenn dies medizinisch erforderlich ist. Die örtlichen Rettungsleitstellen disponieren nach Eingang des Notrufs das entspre-chende Rettungsmittel. Der Hubschrauber ist dabei häufig der
schnellste Notarztzubringer. In der Luft gibt es eben keine Staus! Außerdem ist er auch beim Transport von Patienten in weiter entfernte Spezialkliniken unschlagbar schnell – gerade in ländlichen Gebieten. Die Abrechnung der Rettungseinsätze mit den Krankenkassen erfolgt auf zwei unterschiedlichen Wegen: Während im bodengebundenen Rettungsdienst nach Einsatzpauschalen vergütet wird, rechnet die DRF Luftrettung ihre Einsätze aufgrund der geleisteten Flug-minuten ab. Insbesondere auf kürzeren Einsatzdistanzen hat der Ret-tungshubschrauber so einen Kostenvorteil.
Zur Sicherstellung ihrer hohen Qualität ist die DRF Luftrettung auch auf die Unterstützung von Förderern und Spendern angewiesen.
Zahlen und Fakten deutschlandweit
Von Januar bis Juni 2016 wurde die DRF Luftrettung in Deutschland 18.169-mal zu Hilfe gerufen. Die rot-weißen Hubschrauber starteten damit durchschnittlich zu rund 100 Einsätzen am Tag.
Zusätzlich zur schnellen Notfallrettung führten die Besatzungen der DRF Luftrettung dringende Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken durch. Dazu sind alle rot-weißen Hubschrauber als mobile Intensivstationen ausgestattet. An acht Stationen bundesweit ist die DRF Luftrettung auch nachts im Einsatz. Rund jeden fünften Einsatz flogen ihre 24h-Hubschrauber bei Dunkelheit.
Bezogen auf die Bundesländer leistete die DRF Luftrettung in Baden-Württemberg die meisten Einsätze (4.273), gefolgt von Bayern mit 3.144 Einsätzen und Thüringen mit 1.823 Einsätzen.
Insgesamt setzt die DRF Luftrettung an 29 Luftrettungsstationen in Deutschland und an zwei Stationen in Österreich Hubschrauber für die schnelle Notfallrettung und dringende Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken ein. Zur weltweiten Rückholung von Patienten werden eigene Ambulanzflugzeuge eingesetzt. Ins-gesamt leistete die DRF Luftrettung im ersten Halbjahr 19.248 Einsätze.
Viel los am Leonberger Stützpunkt
Der mit einem Piloten, einem Notarzt und einem Rettungsassistenten besetzte Hubschrauber der DRF Luftrettung ist täglich von 7.00 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit. „Christoph 41“ wird in den Landkreisen Böblingen, Stuttgart, Rems-Murr, Schwäbisch-Hall, Heilbronn, Göppingen, Ludwigsburg, Pforzheim, Calw, Tübingen, Reutlingen und Esslingen angefordert.
In Baden-Württemberg fliegen neben „Christoph 41“ sechs weitere Hubschrauber der DRF Luftrettung in Freiburg, Friedrichshafen, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart und Villingen-Schwenningen. Zusammen starteten sie zu 4.273 Rettungseinsätzen, das sind über 22 Prozent aller Einsätze der DRF Luftrettung im ersten Halbjahr 2016.
Ein „ganz normaler“ Tag der DRF
Am diesjährigen Ostersonntag Anfang April war es zunächst ein ruhiger Vormittag auf der Stuttgarter Station der DRF Luftrettung. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Ganze fünfmal sollte die schnelle Hilfe aus der Luft noch benötigt werden.
Das erste Mal ging der Alarm um halb 11 los. Das Ziel war eine Straßenkreuzung mitten in Heilbronn. Ein 43-Jähriger war dort mit seinem Oldtimer in einen Verkehrsunfall mit zwei weiteren Autos verwickelt worden. Bei der Kollision erlitt er schwere Schädelverletzungen, weshalb Christoph 51 für den schnellen Transport ins Klinikum Ludwigsburg vom bodengebundenen Notarzt nachgefordert wurde.
Nach der Rückkehr zur Station vergingen keine 20 Minuten, bis der Alarm erneut ertönte. Dieses Mal wurden die Stuttgarter Luftretter in einen Stall nahe Neuenstein gerufen. Ein Pferd hatte eine 59-Jährige an die Wand gedrückt, die dabei mittelschwere Verletzungen im Gesicht erlitt. Nach der Behandlung durch den Notarzt brachte die Crew die Frau in das nahe gelegene Krankenhaus in Schwäbisch Hall. Kaum auf dem Dach des Krankenhauses eingetroffen, erreichte Pilot Roth der nächste Notruf. Ein Fahrradfahrer war gestürzt und hatte sich dabei unter anderem das Schlüsselbein gebrochen. Etwa zehn Minuten später setzte Roth die medizinische Besatzung beim Patienten ab, um ihn anschließend zurück in das Klinikum Schwäbisch Hall zu fliegen. Und auch danach ging es weiter Schlag auf Schlag.