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Waiblingen / Schorndorf / Backnang: Zur Eindämmung des Sars-CoV-2-Virus haben der Landkreis und die Rems-Murr-Kliniken umfangreiche Maßnahmen zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung getroffen.

So tagt seit Anfang März in beiden Einrichtungen jeweils täglich ein zentraler Krisenstab, um die aktuelle Lage zu beurteilen und die Personal- und Kapazitätenplanung daran auszurichten.

„Wir tauschen uns täglich aus und sondieren die aktuelle Lage“, so Landrat Dr. Richard Sigel. „Wir bemühen uns um Abstimmung in Echtzeit mit den Rems-Murr-Kliniken, dem Rettungsdienst, den niedergelassenen Ärzten, dem Gesundheitsamt, dem Land Baden-Württemberg, den Städten und Gemeinden sowie den Nachbar-Landkreisen.

Wir müssen schnell, geschlossen und angemessen auf die dynamische Lage reagieren“, so Dr. Sigel.

Testzentrum Corona Schorndorf: Bereits mehr als 646 Abstriche

Ebenso ist seit Anfang März das Testzentrum Corona an der Klinik in Schorndorf eingerichtet, in dem bereits mehr als 646 Abstriche gemacht wurden. Damit auch weiterhin zeitnah Termine vergeben werden können, kümmern sich mittlerweile drei diensthabende Ärzte um die Betroffenen.

Auch der administrative Prozess wurde erleichtert: Bisher wurden negative Testergebnisse über den Hausarzt oder das Gesundheitsamt mitgeteilt. Das hat in der Vergangenheit zu zahlreichen Beschwerden aufgrund von verzögerter Benachrichtigung geführt.

Diese Beschwerden haben wir zum Anlass genommen, den Prozess nochmals neu zu strukturieren und unter ganz praktischen Gesichtspunkte zu organisieren. Damit die Getesteten schnellstmöglich ihre Ergebnisse bekommen, wird in Zukunft das Testzentrum sowohl über positive als auch über negative Testergebnisse direkt informieren.

Leider stößt in der Bevölkerung immer noch auf Unverständnis, dass wir nicht jeden und jede im Landkreis auf Corona testen können. „Das geht schlicht aufgrund der Laborkapazitäten nicht“, erklärt Chefarzt Dr. Torsten Ade und bittet um Verständnis, dass man sich in der aktuellen Situation auf chronisch kranke Menschen und ältere Patienten konzentrieren müsse. „Uns fehlt sonst am Ende das Testmaterial für die Menschen, die dringend getestet werden müssen“, so Ade weiter.

Das Nadelöhr sind zudem die Laborkapazitäten. Die Rems-Murr-Kliniken verfügen über keine eigenen Laborkapazitäten wie beispielsweise Unikliniken, sondern sind auf Labordienstleister angewiesen.

Es kann in der aktuellen Ausnahmesituation bis zu 48 Stunden dauern, bis Testergebnisse vorliegen. Aber auch dieser Prozess ist bereits optimiert. Die Rems-Murr-Kliniken haben sich darauf vorbereitet, die Tests künftig selbst in einem eigenen Labor auszuwerten.

„Testergebnisse wären dann in wenigen Stunden für kritisch Kranke verfügbar“, so Dr. Ade. Einzig die Lieferung der notwendigen medizinischen Testutensilien ist noch nicht erfolgt, darauf warten wir täglich und starten dann durch. 

Die Hausarztpraxen im Landkreis und das Gesundheitsamt werden derzeit von telefonischen Anfragen überrannt. Die reguläre Patientenversorgung wird dadurch lahmgelegt.

Daher nochmals der dringende Appell, dass zum Schutz aller sich nur die Patienten an die Hausärzte oder das Gesundheitsamt wenden, die Kontaktperson eines Corona-Erkrankten waren oder im Risikogebiet waren und – das ist wichtig – akute Beschwerden haben.

Einrichtung eines Therapiezentrums für Corona-Patienten wird geprüft

Angesichts der steigenden Fallzahlen könnte es in absehbarer Zeit nötig sein, ein zusätzliches Therapiezentrum für Corona-Patienten zu schaffen, um die Rems-Murr-Kliniken stationär zu entlasten.

Patienten mit leichten Beschwerden, die aber medizinisch versorgt werden müssen, könnten so stationär ärztlich versorgt werden. Schwer erkrankte Patienten werden nach wie vor in den Rems-Murr-Kliniken behandelt.

Kliniken, Rettungsdienst und Landkreis sind sich einig: Wir möchten uns bestmöglich wappnen, für den Fall, dass die Krankenhausbetten – wie aktuell in manchen Nachbarländern – knapp werden.

Wir prüfen daher frühzeitig, zusätzliche Bettenkapazitäten zu schaffen. „Uns war zudem wichtig, die Versorgung des gesamten Landkreises im Blick zu haben. Daher richten wir unseren Blick bewusst zuallererst auf den Backnanger Raum, um Reservekapazitäten zu schaffen – eng verzahnt mit den Rems-Murr-Kliniken und abgestimmt mit dem Rettungsdienst“, betont Landrat Sigel. Zentral sei es aber, dass sich die jeweilige Liegenschaft für diesen besonderen Zweck optimal eignet.

„Wir spüren eine große Hilfsbereitschaft bei uns im Rems-Murr-Kreis“, betont Landrat Dr. Richard Sigel in diesem Zusammenhang. „So haben uns bereits mehrere Hoteliers aus dem Rems-Murr-Kreis ihre Häuser als Therapiezentrum angeboten.

Auch von unseren regionalen Banken und aus der Bürgerschaft erhalten wir ganz konkrete Unterstützungsangebote. Das macht Mut und zeigt den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft auch in Krisenzeiten. Wir sind dankbar, dass dieses Netzwerk auch in Krisenzeiten trägt.“

Aus Gründen der Hygiene wäre auch eine frühere Pflege-Einrichtung geeignet als Therapiezentrum.

Daher hat Landrat Dr. Sigel heute gemeinsam mit Vertretern des Rettungsdienstes und der Rems-Murr-Kliniken bei einem Termin vor Ort das frühere Pflegeheim in Murrhardt-Oberneustetten, das zuletzt vom Kreis als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, in Augenschein genommen. Vorab hatte sich der Landrat hierzu mit der Stadt Murrhardt und einem Vertreter der Bürgerschaft in Oberneustetten abgestimmt. Das frühere Pflegeheim ist nun eine von mehreren möglichen Optionen.

Für schwer erkrankte Corona-Patienten: Kliniken weiten ihre Beatmungskapazitäten aus

Medizinisch seien die Rems-Murr-Kliniken auf einen Anstieg der Fallzahlen vorbereitet, so der Geschäftsführer Dr. Marc Nickel: „Wir verfügen in Schorndorf und Winnenden zusammengenommen über 32 Beatmungsplätze. Zusätzlich bauen die Rems-Murr Kliniken ihrer Beatmungskapazitäten kurzfristig weiter aus.

Hierzu sind wir im Austausch mit unseren Lieferanten. An beiden Standorten sind abgetrennte Stationen eingerichtet worden, um die vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlene räumliche Trennung von den anderen Stationen einzuhalten.

Unsere Personalplanung wird täglich auf die aktuelle Lage abgestimmt und wir haben mit unseren qualifizierten Fachkräften Corona-Teams gebildet, die nach den Vorgaben des RKI geschult werden, um Corona-Patienten bestmöglich zu versorgen. In einer Rundmail haben wir alle Mitarbeiter darüber informiert, dass geplante Operationen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, um Platz für COVID-19-Patienten zu schaffen.“

Alle in Schorndorf oder Winnenden eingelieferten Notfälle werden selbstverständlich weiterhin mit der gleichen Priorität behandelt wie bisher. „Die Menschen im Rems-Murr-Kreis müssen sich keine Sorgen machen: Die medizinische Versorgung und die Notfallversorgung sind weiterhin sichergestellt“, so Dr. Nickel.

Die Rems-Murr-Kliniken lehnen sich bei der Planung der Maßnahmen an den Pandemieplan für Krankenhäuser des Sozialministeriums Baden-Württemberg an. Demnach sind die Kliniken nicht mehr in der sogenannten „Containment-Phase“ (Eindämmung), sondern bereits in der „Protection-Phase“ (Schutzphase). Mit Hochdruck wird auch daran gearbeitet, eigene Laborkapazitäten zu schaffen, um Abstriche vor Ort auf das Virus zu prüfen. Derzeit gebe es aber Lieferengpässe bei den Drittanbietern der entsprechenden Analysegeräte, so die Geschäftsführung. Aufgrund von Engpässen unserer Labordienstleister kommt es zurzeit zu Wartezeiten bei den Ergebnissen von mehreren Tagen.

Notfallbetreuung für Kinder von Klinik-Mitarbeitern ist eingerichtet

Die klinikeigene Kita am Standort Winnenden hat für Pflegekräfte und Ärzte mit Kindern eine Notfallbetreuung eingerichtet. Um die Fachkräfte und die Patienten an den Standorten zu schützen, wurde an den Rems-Murr-Kliniken bereits der Besuchsverkehr nur noch in Ausnahmefällen erlaubt und alle Veranstaltungen ausgesetzt. Auch nicht zwingend notwendige Sprechstunden wurden abgesagt.

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