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Der Begriff Zeitarbeit (Arbeitnehmerüberlassung) ist seit der Pandemie immer wieder in den Nachrichten. Die Arbeitnehmerüberlassung ist krisenerprobt und daher aktuell ein willkommenes Arbeitsmodell in Großstädten wie Stuttgart. Viele lokale und nationale Unternehmen und Arbeitnehmer finden auf diese Weise Stellen, die zeitweise besetzt werden müssen.

Was genau steckt hinter der Zeitarbeit und welche Änderungen kommen 2023 auf die Leiharbeit zu?

Was ist Zeitarbeit?

Mit den Begriffen Zeitarbeit oder Leiharbeit wird die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung beschrieben. Hier sind Arbeitnehmer bei einem externen Dienstleister – der Zeitarbeitsfirma – angestellt. Diese verleiht die Angestellten an Unternehmen, die akut Unterstützung benötigen.

  • Suchen Unternehmer kurzfristig Angestellte, können sie bei Vermittlungsservices anfragen, welche geeigneten Personen sie in ihrer Datenbank haben.
  • Andersherum können auch Arbeitnehmer diese Chance nutzen. Sie bewerben sich bei der Zeitarbeitsfirma, während diese die Vermittlung zu suchenden Unternehmen übernimmt. So erhöht man die Chancen, schnell einen Job zu finden.

Zeitarbeit in Stuttgart: Wo liegt der Fokus?

Je nachdem, welche Unternehmen in einer Stadt zu finden sind, unterscheidet sich die Auswahl an Arbeitnehmern und Unternehmen leicht:

Für die Zeitarbeit in Stuttgart gilt, dass dort viele internationale Großunternehmen und Start-ups zu finden sind. Das liegt daran, dass die Wirtschaft in Stuttgart stark auf moderne Technik fokussiert ist. Die Stadt gehört zu den größten Hightech-Hotspots in Europa. Dabei gibt es sowohl Standorte für die Forschung als auch die Produktion.

Hier finden sich Chancen für Arbeiter und Firmen vor allem im Bereich der:

  • Automobiltechnik,
  • Elektronik,
  • Informationstechnologie &
  • Maschinenbau.

Zu den zehn größten Unternehmen, die häufig auf Zeitarbeiter zurückgreifen, gehören dort:

  1. Daimler AG
  2. McKesson Europe AG
  3. Mahle GmbH
  4. GEHE Pharma Handel GmbH
  5. Ed. Züblin AG
  6. Emil Frey Deutschland
  7. Exyte Central Europe GmbH
  8. DEKRA AG
  9. Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH
  10. Lenovo (Deutschland) GmbH

Neuigkeiten für die Zeitarbeit: Welche Änderungen stehen an?

Aktuelle Krisen und Gesetzesentschlüsse haben zu verschiedenen Neuerungen in der Zeitarbeit geführt:

Zeitarbeit inmitten von Krisen

Die Pandemie war nur der Beginn der aktuell vorliegenden Krisen. Sie wurde inzwischen durch die Inflation und Sorgen in der Energieversorgung ergänzt. Das übt sich auf verschiedenen Wegen auf Arbeitsmodelle wie die Arbeitnehmerüberlassung aus:

  • Zeitarbeit gegen unsichere Zukunftsaussichten: Mittel- und langfristige Planungen sind aktuell schwierig. Unternehmen, können dabei von der Zeitarbeit profitieren. So können sie sich gegen Personalmangel absichern, ohne sich zu stark festzulegen. Bei den unsicheren Zukunftsaussichten greifen deshalb mehr Unternehmen vermehrt auf Leiharbeiter zurück. Hier müssen sie sich weniger Sorgen um Faktoren wie den langfristigen Kündigungsschutz machen.
  • Gehälter steigen: Die Kosten für die Zeitarbeit sind ebenfalls von den aktuellen Teuerungen betroffen. Mit den steigenden Lebenshaltungskosten werden auch die Gehälter für Zeitarbeiter in Zukunft ansteigen. Zeitarbeitsfirmen halten sich an gesetzliche Mindestlöhne und müssen ihre Gebühren daher anheben. Da dasselbe aber auch für Festangestellte gilt, überwiegen die Vorteile der Zeitarbeit weiterhin.
  • Mehr branchenspezifische Qualifikationen: Zeitarbeitsfirmen spezialisieren sich zunehmend auf gezielte Branchen und Berufsbilder. Für die Stadt Stuttgart ist dabei der Fokus auf die moderne Technik relevant. So gleichen die Anbieter negative Faktoren wie steigende Kosten aus, indem sie den Fachkräftemangel mit hoch qualifizierten Arbeitskräften decken. Im Oktober 2022 wurde dafür erstmals ein überbetrieblicher Qualifizierungsbund als Pilotprojekt gestartet.

Gesetzliche Änderungen für die Zeitarbeit: Mehrarbeitszuschläge für Urlaubstage

In der Zeitarbeit gibt es einen Schwellenwert für Mehrarbeitszuschläge.

  • Wenn die Arbeitszeit eine bestimmte Anzahl an Stunden im Monat überschreitet, werden die Angestellten mit 25 % zusätzlich für diese Mehrarbeit bezahlt.

Nach den bisherigen Regelungen wurden dabei nur die geleisteten Arbeitsstunden angerechnet. Unternehmen mussten bezahlte Urlaubstage nicht anrechnen. Diesen November kam nun das Ergebnis einer Klage eines davon betroffenen Arbeitnehmers:

  • BAG, Urt. v. 16.11.2022, Az. 10 AZR 210/19: Das Bundesarbeitsgericht hat entschlossen, dass auch Urlaubstage in die Mehrarbeitszuschläge einbezogen werden müssen.

Alles andere würde dazu führen, dass Arbeitnehmer keinen Urlaub nehmen, wenn sie in einem Monat Überstunden geleistet haben. Bisher wäre diese Mehrarbeit dann nicht angemessen bezahlt worden, da der Urlaub in den Berechnungen die Überstunden ausgeglichen hätte.

Das sei aber nicht mit § 1 des Bundesurlaubsgesetzes vereinbar. Nach diesem steht es den Angestellten zu, zur Erholung bezahlten Urlaub zu nehmen. Dem darf nichts entgegenstehen.

Fazit

Zeitarbeit ist ein Arbeitsmodell, das insbesondere in Krisen gerne genutzt wird. Unternehmen und Arbeitnehmer können dadurch akuten Job- / Personalmangel ausgleichen. Zu diesem Zweck verleihen Zeitarbeitsfirmen die passenden Angestellten aus ihrem Portfolio.

Aktuell lässt sich erkennen, dass sich die Energiekrise und Inflation auch in den Gehältern für Leiharbeiter abzeichnen. Zeitgleich bieten sie aber auch die Chance, den Fachkräftemangel mit qualifizierten Fachkräften ausgleichen zu können, ohne sich in unsicheren Zeiten auf langfristige Pläne festzulegen. Für Stuttgart sind dabei Angestellte mit technologischem Fokus besonders relevant.

Arbeitnehmer, die Leiharbeit betreiben, können sich ab nächstem Jahr über gesetzliche Änderungen freuen. Für sie wird es aufgrund des neuen Mehrarbeitszuschlag-Entschlusses leichter, wohl verdienten Urlaub in Monaten mit Überstunden zu nehmen.

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