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Ghostwriting hat keinen guten Ruf – geht es doch mit der Annahme einher, dass sich hier jemand mit fremden Federn schmückt. Neben dem ethischen Aspekt – fremdes Gedankengut als das eigene auszugeben – kommt auch noch der Leistungs- und Konkurrenzaspekt ins Spiel: Mit den wissenschaftlichen Arbeiten, qualifiziert man sich für spätere Jobs oder sogar für eine akademische Karriere.

Wenn die Arbeit – und damit der Abschluss – nicht die eigene ist, konkurriert man um Jobs, für die man eigentlich nicht qualifiziert ist. Das ist unfair gegenüber Mitbewerber*innen, die ihre Leistungen selbst erbracht haben und kann Fehlbesetzungen zur Folge haben. Wenn es auffliegt, wird man eventuell den Job verlieren und vielleicht sogar juristisch belangt.

Es gibt zahlreiche prominente Beispiele, bei denen eine strittige Autorenschaft zum beruflichen Fallstrick geworden ist oder zumindest für einen veritablen Skandal gesorgt hat. Spontan fällt den meisten immer noch der Ex-Wirtschafts- und Finanzminister zu Guttenberg ein, aber auch die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin sowie die amtierende Oberbürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey mussten ihre Doktortitel nach Plagiatsvorwürfen zurückgeben.

Allerdings muss man sagen, dass sich die solchermaßen Überführten wahrscheinlich darüber ärgern, keinen professionellen Ghostwriter für ihre Arbeiten engagiert zu haben, denn dann hätten die Arbeiten höchstwahrscheinlich eine Qualität gehabt, an der es nichts zu bemängeln gegeben hätte. Und wo es keine Anhaltspunkte für wissenschaftliches Fehlverhalten oder Schlamperei gibt, da wird in der Regel auch die Frage nach der Autorenschaft gar nicht erst gestellt.

Was ist Ghostwriting?

Beim Ghostwriting handelt es sich in gewisser Hinsicht um das Gegenteil eines Plagiats. Ein Plagiat entsteht, wenn die Kriterien des wissenschaftlichen Arbeitens und insbesondere die Zitierpflicht unterlaufen wird. Übernimmt man Teile aus Forschungsarbeiten anderer Autoren, muss dies durch direkte oder indirekte Zitate kenntlich gemacht werden.

Professionelle Ghostwriter dagegen machen genau in diesem Bereich keine Fehler. Ihre Arbeiten genügen den Standards wissenschaftlichen Arbeitens und sind keine Plagiate. Die Ähnlichkeit zum Plagiat ergibt sich aus der Frage der Autorenschaft. Denn Autor eines Ghostwriting-Artikels ist der Ghostwriter, der als Ghost aber gerade keinen Anspruch auf die Autorenschaft erhebt.

Geben sich Studierende oder Promovierende selbst für den Autor aus, dann hat er gewissermaßen ein 1:1 Plagiat des Ghostwriting-Textes erstellt. Allerdings eines Textes, der selbst kein Plagiat ist und deshalb auch nicht durch Plagiatssoftware oder andere Prüfungen bemängelt werden wird. Das Ghostwriting selbst ist dabei weder verboten noch ethisch fragwürdig. Das Ausgeben des Textes als den Eigenen durch den Käufer eines Ghostwriting-Textes, dies ist das Problematische.

Wie funktioniert Ghostwriting?

Ghostwriting ist nichts anderes als Writing, nur dass die Autorenschaft des Ghostwriters im Dunkeln gelassen wird. Wissenschaftliche Ghostwriter sind Experten in ihren Gebieten, recherchieren und argumentieren wissenschaftlich und schreiben dann einen Text nach den Vorgaben des Auftraggebers. Ghostwriting-Agenturen mit promovierten Ghostwritern können diese Dienstleistung bis zum wissenschaftlichen Niveau einer Dissertation anbieten.

Natürlich kann man auch Artikel auf dem Niveau eines Bachelor- oder Masterstudiums bestellen. Diese erfüllen immer noch alle wissenschaftlichen Standards und werden in dieser Hinsicht von keinem Prüfer bemängelt werden. Je nach Fachgebiet, wissenschaftlichem Niveau, erwarteter Seitenzahl und Fachgebiet variieren dementsprechend auch die Preise. Der Interessent kann bei seinem Auftrag das Thema bestimmen oder mit der Agentur zusammen ein Thema ausarbeiten.

Die meisten Ghostwriting-Agenturen bieten außerdem nicht nur das Erstellen vollständiger Artikel nach mehr oder weniger detaillierten Vorgaben an, sondern haben auch klassische Lektoratsleistungen oder Coachingangebote im Programm. Bei einer Ghostwriting-Agentur können Studierende in gewisser Weise die Unterstützung erhalten, die sie sich von ihren Dozierenden nicht zu wünschen wagen.

Immer mehr Studierende lassen ihre schriftlichen Arbeiten gegen Geld schreiben

Beim Ghostwriting handelt es sich um eine Sache, auf die die meisten Käufer einer solchen Dienstleistung nicht stolz sind und eventuell sogar akademische oder juristische Konsequenzen fürchten. Deshalb sind Aussagen über die Häufigkeit, mit der diese Dienstleistung in Anspruch genommen wird, nicht leicht zu treffen.

Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr etwa 10.000 Studierende ihre Arbeiten von professionellen Ghostwritern schreiben ließen. Damit würden Studienarbeiten rund 34 Prozent der Aufträge bei Ghostwriting-Agenturen ausmachen und die Tendenz ist steigend. Verantwortlich hierfür sind der gestiegene Leistungs- und Zeitdruck seit der Einführung des Bachelor-Master-Systems sowie die fortschreitende Akademisierung des Arbeitsmarkts.

Während der Coronapandemie sind Studierende außerdem verstärkt auf sich allein gestellt gewesen, denn das Betreuungsangebot und selbst der Zugang zu Lernmitteln in Bibliotheken waren eingeschränkt. Überforderung, für die man sich im Übrigen nicht schämen muss, dürfte eine der Hauptmotivationen für die Inanspruchnahmen von Ghostwriting-Dienstleistungen sein.

Meist gute Qualität bei den Arbeiten

Wer sich mit seinen akademischen Problemen an eine Ghostwriting-Agentur wendet, darf in der Regel gute bis sehr gute Ergebnisse erwarten. Man geht davon aus, dass ca. 3 Prozent aller wissenschaftlichen Ghostwriter über einen Professorentitel verfügen und stolze 38 Prozent über einen Doktortitel. Im Gegensatz zu Studierenden und auch einigen Dozierenden, werden sie überdies ordentlich bezahlt und haben ausreichend Zeit, um sich mit einem Thema zu beschäftigen. Wer sich also für einen Artikel eines Ghostwriters entscheidet, wird in der Regel höchste wissenschaftliche Qualität geliefert bekommen.

Wie kann Ghostwriting im Studium helfen?

Selbst, wenn man sich für das Komplettprogramm, also die vollständig vom Ghostwriter erstellte Arbeit, entscheidet, kann der akademische Mehrwert enorm sein. Steckt man in einem Thema fest oder hat schlicht das Gefühl, nicht den nötigen Standard erreicht zu haben, kann eine fremde Arbeit zum gleichen Thema, aber mit ungleich besserer Qualität eine große Hilfe sein, um die eigene Arbeit zu verbessern oder beim nächsten Mal anders an die Sache heranzugehen.

Als Inspiration

Man kann die Arbeit eines Ghostwriters auch ausschließlich als Inspiration verwenden: Wie ist ein professioneller Autor mit der Fragestellung umgegangen, wie wurde die Literatur recherchiert und eingebunden, welche Struktur wurde gewählt und welches Niveau muss in etwa erreicht werden, wenn man eine sehr gute Note erreichen möchte? Das sind alles Fragen, die sich anhand eines von einem Ghostwriter erstellten Mustertextes, hervorragend erörtern lassen.

Der Ghostwriter kann somit eine Art akademisches Vorbild sein, an dem man sich orientieren kann.

Als Unterstützung

Viele Ghostwriting-Agenturen bieten, wie bereits erwähnt, auch Dienstleistungen neben dem Erstellen eines vollständigen wissenschaftlichen Textes an. So können sich Studierende bereits im Vorfeld einer schriftlichen Arbeit Unterstützung bei einem Ghostwriter suchen und mit ihm alle Fragen besprechen, die er in einer idealen Welt mit seinem Dozenten erörtern würde. Der Ghostwriter agiert dann als Wissenschaftscoach und hilft bei der Erarbeitung einer Fragestellung, einer guten Textstruktur und gibt Tipps für die Literaturrecherche.

Als Korrektur

Hat man bereits einen Text, der zwar die Grundlagen einer erfolgreichen Arbeit erfüllt, aber noch nicht stringent durchargumentiert ist oder stellenweise den roten Faden vermissen lässt, kann man auch Hilfe beim Überarbeiten und Optimieren dieses Textes erhalten. Denn das klassische wissenschaftliche Lektorat ist in der Regel ebenfalls Teil des Angebots einer Ghostwriting-Agentur.

Wann ist Ghostwriting nicht erlaubt?

Ghostwriting ist immer erlaubt – die Studienarbeit schreiben lassen und das anschließende Aneignen der Autorenschaft durch einen Studierenden oder Promovierenden hingegen ist nicht erlaubt. Gibt man den Ghostwriting-Artikel als den eigenen aus, verstößt man mindestens gegen die Prüfungsbestimmungen der Universität, eventuell liegt auch Betrug vor. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn zusätzlich zu dem abgegebenen Text noch eine Eigenständigkeitserklärung oder Ähnliches unterschrieben und beigefügt wurde.

Wird man erwischt, wenn man einen Ghostwriting-Artikel als den eigenen ausgibt, ist meistens nur mit einem Nichtbestanden, seltener mit einer Exmatrikulation zu rechnen. Auf zivilrechtliche oder gar strafrechtliche Schritte wird in der Regel verzichtet. Die Chancen, erwischt zu werden, sind außerdem als sehr gering zu beurteilen. Das höchste Risiko dürfte darin bestehen, eine zu gute Arbeit bei einem Dozenten, der bereits schlechte oder mittelmäßige Arbeit von dem betreffenden Kandidaten gewöhnt ist, einzureichen oder von Mitstudierenden an den Pranger gestellt zu werden.

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