Geht es nach dem Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg, so wird es auf der Plattform bald eine komplett neue Dating-Funktion geben. Eine Zusatzmöglichkeit, die sich vorwiegend an jene Benutzer richten soll, die auf der Suche nach einer „bedeutsamen und auch langfristigen Beziehung“ sind.
Ankündigung ließ die Match Group-Aktie abstürzen
„Natürlich wird der Algorithmus nicht Facebook-Freunde von Nutzern als Date-Partner vorschlagen“, so Facebook-CEO Zuckerberg. Bei der Facebook-Partnersuche würde es sich um eine „opt in“-Funktion handeln. Das heißt, der Nutzer müsse sich aktiv dafür entscheiden, die Dating-Option zu nutzen. Nach der Ankündigung sackte die Match Group-Aktie, zu der beispielsweise auch die Dating-App Tinder gehört, ab. Lag der Kurs des Wertpapiers zwischen März und April noch bei 47 US Dollar, waren es Anfang Mai, also nach der Zuckerberg-Ankündigung, nur noch 34 US Dollar. Derzeit befindet sich die Aktie der Match Group bei 40 US Dollar.
Fakt ist: Facebook könnte eine extreme Gefahr für Tinder und natürlich auch andere, kleinere Partnerbörsen wie zwinkr werden. Mandy Ginsberg, die Match Group-Chefin, ist zwar nach eigenen Angaben „nicht nervös“ – das könnte allerdings nur Fassade sein. „Wir fühlen uns geschmeichelt“, so Ginsberg. Die Dating-App Tinder, die in den letzten Jahren für eine kleine Revolution im Bereich der Partnervermittlung sorgte, ist das wohl bekannteste Produkt der Match Group. Folgt man den aktuellen Zahlen, so geht jede dritte Beziehung auf ein Dating-Produkt zurück – 60 Prozent der Beziehungen seien zudem durch Produkte der Match Group entstanden. Doch auch wenn sich Ginsberg siegessicher zeigte und überzeugt sei, nicht von Facebook „gefressen“ zu werden, sei man bereits in die Offensive gegangen: So erwarb das Unternehmen die App „Hinge“, eine zusätzliche Dating-App, um sich noch mehr am Markt verwurzeln zu können – für Facebook wird es also nicht leicht werden, mit der neuen Dating-Funktion die Nummer 1 zu werden.
Mehr als 200 Millionen User nutzen Facebook wegen Tinder
Fakt ist, dass von Facebook natürlich auch extrem viel abhängt. Schlussendlich ist die Dating-App Tinder nur so extrem einfach und deshalb ein Magnet für die Massen, weil Tinder auf die Daten und Bilder zugreift, die im Facebook-Profil vorhanden sind. Zudem läuft die Werbung über Facebook Ad Network ein. Die Dating-App ist also ein klassisches Musterbeispiel für ein Angebot, welches sich im Facebook-Ökosystem zu 100 Prozent eingenistet hat. Umgekehrt profitiert aber auch Facebook davon, da ein Teil der rund zwei Milliarden Nutzer auch wegen Tinder das soziale Netzwerk nutzen – folgt man den aktuellen Schätzungen, so sind es um die 220 Millionen User, die die Facebook-App nur wegen Tinder auf das Smartphone runtergeladen und installiert haben.
Tinder ist zwar kostenlos, stellt aber kostenpflichtige Pakete zur Verfügung
Natürlich lebt das Freemium-Modell von der Masse. Noch immer ist der Dienst kostenfrei; nur wenige Features werden freigeschalten, wenn sich der User für das kostenpflichtige Paket entscheidet. Dabei geht es um ein höheres Profil-Ranking, um das Ausblenden der Werbung und um das anonyme Beobachten anderer Profile. „Tinder Plus“, ein kostenpflichtiger Zusatz, gibt es seit dem Jahr 2015 – mit „Tinder Gold“ wurde ein Nachfolger geschaffen, der von rund 3 Millionen Usern genutzt wird. Folgt man den Zahlen der Analyseplattform „App Annie“, so gehört Tinder zu der Nicht-Spiele-App mit dem weltweit zweithöchsten Umsatz – nur die Netflix-App ist erfolgreicher. Es wird also für Facebook schwer werden, Tinder von der Spitze zu verdrängen – vor allem auch deshalb, weil die Match Group mit „Hinge“ nun eine zusätzliche App erworben hat, um noch mehr User anzusprechen. (dm)