Der Handel, der Konsum und der Anbau von Hanf sind in Deutschland per Gesetz verboten – doch es gibt Ausnahmen. So ist es Bauern oder industriellen Unternehmen per Zulassung gestattet Hanfsorten zu kultivieren, die nur einen sehr geringen Anteil THC enthalten. Dieser vom Staat streng kontrollierte Anbau zielt auch nicht auf die Gewinnung von „rauchbaren Gütern“ ab, sondern auf die Gewinnung von Hanföl oder den begehrten Hanffasern. Obwohl es in Deutschland per Sonderlizenz gestattet ist, sieht man sehr selten Hanffelder auf denen der sogenannte Nutzhanf angebaut wird. Dabei lohnt sich der Anbau, denn die Pflanze lässt sich vielseitig verwenden. So steht besonders das aus den Hanfsamen gewonnene Öl hoch im Kurs, aus dem entweder Speiseöl aber auch ätherisches Öl oder ein Zusatz für diverse Kosmetika hergestellt wird.
Allerdings ist die Überwachung streng und so muss der Anbau beim Landwirtschaftsamt gemeldet werden. Es müssen Nachweise über die Art und die Menge des Saatguts erbracht werden und über die Größe der zu kultivierenden Ackerflächen. Ist die Hanfpflanze reif, so muss dies ebenfalls gemeldet werden und es erfolgt eine persönliche Begutachtung durch einen Beamten, der Proben nimmt und diese im Labor auf den THC Gehalt der Pflanzen prüft. Die Ernte ist dem Landwirt nur gestattet wenn ein Wert von 0,2 Prozent nicht überschritten wird.
Die Ernte selber findet mit speziellen Maschinen statt die zwar vom Aussehen an einen klassischen Mähdrescher erinnern, zuvor aber starke Modifikationen erfordern. Während des Ernteprozesses werden die bis zu vier Meter hohen Hanfpflanzen gleichzeitig auf zwei verschiedene Weisen geerntet. So werden die Blüten mit einem Mähwerk gesondert abgetrennt, wobei die Stängel gleichzeitig geschnitten und zerkleinert werden. Die aus den Blüten gewonnenen Samen werden direkt in einer Ölmühle verarbeitet, wohingegen die Stängel auf dem Feld zum Trocknen verbleiben.
Wie bereits angemerkt ist das Öl der wertvollste Teil der Ernte, da es von vielen Firmen in der Kosmetik und Nahrungsmittelindustrie verwendet wird. Aber auch für die Fasern gibt es inzwischen eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten. So haben sich Firmen wie Hempflax auf die Verarbeitung des Faserhanfs spezialisiert, der besonders in der Baubranche, der Automobilindustrie und im Gartenbau Verwendung findet. Im Baubereich ist der Hanf besonders als natürlicher Dämmstoff stark vertreten und gewinnt gerade bei naturbewussten Bauherren immer mehr an Popularität. Im Gartenbau findet man ihn oft als Mulch oder in Form von Anzuchtsubstrat und in der Autoindustrie werden daraus ganze Karosserieteile oder Teile der Innenausstattung produziert.
Das aktuell einzige Problem sind jedoch die Vertriebs- und Verarbeitungsprozesse denn der Hanf ist in Deutschland bisher nur wenig verbreitet und es ist oft schwer die passenden Verarbeitungsbetriebe und Abnehmer in der Nähe zu finden. Dennoch prognostizieren Experten dieser Nutzpflanze nicht nur wegen ihrer vielseitigen Einsetzbarkeit eine rosige Zukunft, sondern auch wegen der stetig fallenden Getreidepreise, die den Anbau für viele Bauern oft kaum noch rentabel machen. Außerdem ist der Hanf eine sehr genügsame Pflanze und kann auch auf einfachen Böden ohne Probleme wachsen. Daher dürfte die Wahrscheinlichkeit Hanf in Zukunft öfter auf den Feldern anzutreffen immer größer werden.