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Stuttgart. Die Exporterwartungen der baden-württembergischen Industrie haben sich im Frühsommer 2025 leicht verbessert, bleiben jedoch insgesamt zurückhaltend. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) erwarten 27,5 Prozent der Unternehmen schwierige Zeiten, während knapp 26 Prozent auf bessere Geschäfte setzen. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist ein leichter Rückgang der Pessimisten und ein Anstieg der Optimisten zu verzeichnen.

Geopolitische Risiken und schwache Inlandsnachfrage

Die Unternehmen sehen vor allem in der schwachen Inlandsnachfrage (70 Prozent) und steigenden Arbeitskosten (59 Prozent) die größten Geschäftsrisiken. Geopolitische Spannungen werden inzwischen von 56 Prozent der Betriebe als ernstzunehmende Gefahr eingestuft – ein deutlicher Anstieg gegenüber 44 Prozent zu Jahresbeginn. Diese Entwicklungen haben die Exportaussichten in verschiedenen Weltregionen beeinflusst.

Regionale Exporterwartungen

  • Nordamerika: Die Exporterwartungen für Nordamerika haben einen deutlichen Dämpfer erhalten. Nur knapp 19 Prozent der Industrieunternehmen rechnen dort mit steigenden Ausfuhren, während 41 Prozent einen Rückgang erwarten. Besonders pessimistisch ist die Einschätzung für die USA, wo 53 Prozent der befragten Betriebe von sinkenden Exporten ausgehen.
  • Asien: Im asiatischen Markt zeigt sich ein verhaltener Optimismus. 26 Prozent der Betriebe gehen von steigenden Exporten aus, während nur noch knapp 21 Prozent mit Einbußen rechnen. Besonders zwiegespalten zeigt sich die Stimmung im Chinageschäft: 25 Prozent erwarten Rückgänge, 24 Prozent setzen auf Wachstum.
  • Eurozone: Für die Eurozone deutet sich ein Stimmungsumschwung an. Der Pessimismus ist zurückgegangen, inzwischen rechnen knapp 25 Prozent der Unternehmen mit einer positiven Entwicklung, während zuvor nur 17,4 Prozent optimistisch waren.

Branchenperspektiven

Die Branchenentwicklung zeigt ein gemischtes Bild:

  • Elektrotechnik: Besonders optimistisch ist die Elektrotechnik, wo 37 Prozent der Betriebe von wachsenden Ausfuhren ausgehen.
  • Pharmazeutische und chemische Industrie: Auch diese Sektoren bleiben zuversichtlich.
  • Fahrzeugbau: Im Fahrzeugbau halten sich positive und negative Einschätzungen weitgehend die Waage.
  • Maschinenbau: Kritisch bleibt die Lage im Maschinenbau, insbesondere bei Werkzeugmaschinen, wo 37 Prozent der Betriebe rückläufige Exportzahlen erwarten.

Außenhandelsbilanz im ersten Quartal 2025

Im ersten Quartal 2025 stagnierte der baden-württembergische Außenhandel erstmals seit zwei Jahren: Die Exporte erreichten mit rund 61,6 Milliarden Euro das Vorjahresniveau. Die Einfuhren gingen leicht um 0,7 Prozent auf 54,2 Milliarden Euro zurück. Die USA bleiben der wichtigste Handelspartner Baden-Württembergs, auch wenn die Exporte dorthin um 1,8 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro gesunken sind – eine Fortsetzung des seit zwei Jahren anhaltenden Abwärtstrends.

Positive Impulse kamen vor allem aus Europa:

  • Schweiz: +23,9 Prozent Exportzuwachs auf 6,1 Milliarden Euro, besonders stark bei pharmazeutischen Erzeugnissen (+42,8 Prozent) und Metallen (+35,6 Prozent).
  • Österreich und Polen: jeweils +3,0 Prozent Exportzuwachs.
  • Spanien: +6,1 Prozent Exportzuwachs.
  • Irland: größter prozentualer Zuwachs unter den Top-40-Zielländern mit +29,4 Prozent.

Fazit

Die Exporterwartungen der baden-württembergischen Industrie haben sich leicht verbessert, bleiben jedoch insgesamt zurückhaltend. Die Unternehmen sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, darunter geopolitische Spannungen, steigende Arbeitskosten und eine schwache Inlandsnachfrage. Während einige Branchen und Regionen vorsichtigen Optimismus zeigen, bleibt die Gesamtlage angespannt. Die Unternehmen fordern von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen und eine mutige Standortpolitik, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Chancen auf den Weltmärkten zu nutzen.

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