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Die idyllische Gemeinde Hochdorf ist regelmäßig Schauplatz heftiger Überflutungen. Starkregenereignisse, wie sie in den letzten Jahren bedauerlich häufig vorkommen, setzen der kleinen Gemeinde immer wieder schwer zu. Besonders schlimm traf es die Einwohner beim Starkregen im Juni 2024, als zahlreiche Gebäude beschädigt und umfangreiche Schäden im Millionenbereich verursacht wurden. Vor einigen Monaten hat der Gemeinderat entschieden, einen wichtigen Schritt in Richtung verbesserter Hochwasserschutzmaßnahmen zu gehen.

Planungen für ein Regenrückhaltebecken am Tobelbach

Der Bürgermeister von Hochdorf, Gerhard Kuttler, verkündete, dass die Gemeinde mit der Planung eines Regenrückhaltebeckens für den Tobelbach beginnen werde. Ziel ist, die wiederholten Überschwemmungen und die daraus resultierenden Schäden besser in den Griff zu bekommen, indem man Profis für Regenrückhaltebecken hinzuzieht.

Den Planungsauftrag erhält das renommierte Ingenieurbüro Winkler und Partner aus Stuttgart, das auf Wasserwirtschaft und Wasserbau spezialisiert ist. Der Gemeinderat stellt dafür 50.000 Euro bereit, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten.

Grundstücksakquisition als Herausforderung

Obwohl die Planungen für das Regenrückhaltebecken am Tobelbach auf Hochtouren laufen, sind noch nicht alle notwendigen Grundstücke erworben.

Die benötigten Flächen befinden sich vor der westlichen Siedlungsgrenze, südlich der Kirchheimer Straße. Die Gemeinde steht jedoch in guten Gesprächen mit den Eigentümern und ist zuversichtlich, dass sie die erforderlichen Grundstücke bald erwerben kann. Die Grundstücksbesitzer wurden bereits über die Pläne informiert.

Wirtschaftlichkeit auf dem Prüfstand

Eine weitere entscheidende Frage ist die Finanzierung des Projektes. Gemäß den letzten Kostenberechnungen, die allerdings bereits aus dem Jahr 2015 stammen, werden die Baukosten auf netto 580.000 Euro geschätzt. Der Bürgermeister gestand offen ein, dass die Wirtschaftlichkeit des Bauvorhabens “am seidenen Faden” hänge.

Eine Förderung der Maßnahme könnte entscheidend sein. Bei erfolgreicher Förderung wäre ein Regenrückhaltebecken für ein Hochwasser mit einer hundertjährigen Wahrscheinlichkeit (HQ100) möglich, das 4.600 Kubikmeter Wasser fassen könnte. Ohne eine solche Förderung bleibt der Gemeinde nur der Bau eines deutlich kleineren Beckens, das aus eigenen Mitteln finanziert werden müsste. Kuttler betonte jedoch, dass die Planungen auch ohne Förderung sinnvoll seien.

Klimawandel und häufigere Extremwetterereignisse

Die Dringlichkeit des Projekts wird unter anderem durch eine deutliche Zunahme extremer Wetterereignisse untermauert. In nur wenigen Jahren gab es in Hochdorf gleich mehrere gravierende Hochwasser: Ein Hochwasser, dass es statistisch alle 100 Jahre gibt, im Jahr 2018, ein weiteres, dass es statistisch alle 50 Jahre gibt, im Jahr 2021 und im Juni 2024 ein Ereignis, das laut bisherigen Statistiken nur alle 1000 bis 5000 Jahre vorkommt.

Hochwasser dieser Größenordnung zeigen deutlich, dass schnell und effektiv gehandelt werden muss. Diese außergewöhnlichen Wetterereignisse machen klar, dass die Klimaveränderungen keine Zukunftsthemen mehr sind, sondern bereits Gegenwart.

Hochwasserschutz über den Tobelbach hinaus

Während die Planungen für das Tobelbach-Projekt voranschreiten, darf man nicht vergessen, dass der Tobelbach nicht die alleinige Problemstelle darstellt. Auch der Köhlerbach und der Dambach aus Richtung Roßwälden verursachten während des vergangenen Hochwassers beträchtliche Schäden. Gerade diese komplexe Topografie verstärkt das Ausmaß der Überflutungen.

Jedoch hat das Regierungspräsidium Stuttgart Fördermittel für Regenrückhaltebecken sowohl am Talbach als auch am Dambach bereits abgelehnt. Ohne diese staatliche Unterstützung sind diese Projekte für die Gemeinde momentan nicht realisierbar.

Fazit und Ausblick

Die geplanten Maßnahmen am Tobelbach sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, doch es bleibt abzuwarten, ob sie alleine ausreichen, um Hochdorf nachhaltig vor künftigen Überflutungen zu schützen. Selbst mit einem ausgereiften Regenrückhaltebecken sind Überschwemmungen nicht komplett auszuschließen. Das angestaute Wasser verschafft jedoch wertvolle Zeit zur Sicherung kritischer Stellen, beispielsweise durch den Einsatz von Sandsäcken.

Die betroffenen Bürger können nur hoffen, dass die Gemeinde bald alle Hürden überwindet und der Bau des Beckens beginnen kann. Die Diskussion über weitere Schutzmaßnahmen am Köhlerbach und Dambach dürfte in Hochdorf in absehbarer Zeit ebenfalls weitergeführt werden.

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