Im Dezember 2023 dokumentierte die Pflegestatistik des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg eine bemerkenswerte Zunahme der Pflegebedürftigen im Land. Insgesamt erhalten 624.831 Menschen Pflegeleistungen, was einem Anstieg von 15,6 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung vor zwei Jahren entspricht. Dies verdeutlicht eine flächendeckende Erhöhung der Pflegebedürftigkeit in allen 44 Stadt- und Landkreisen des Bundeslandes.
Regionale Unterschiede der Pflegequote
Die Pflegequote, also die Anzahl der Pflegebedürftigen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, erreicht im Schnitt 5,6 Pflegebedürftige pro 100 Einwohner in Baden-Württemberg. Besonders hervorsticht der Neckar-Odenwald-Kreis mit einer Quote von 7,7 Prozent, gefolgt vom Main-Tauber-Kreis mit 7,1 Prozent. Diese Werte sind landesweit am höchsten. In Kontrast dazu weisen die Universitätsstädte Freiburg (4,1 %), Heidelberg und Stuttgart (jeweils 4,4 %) deutlich geringere Werte auf, was auf die überwiegend jüngere Bevölkerung in diesen Städten hindeutet.
Häusliche Pflege im Fokus
Ein zentraler Trend der aktuellen Pflegestatistik ist die vorwiegende häusliche Versorgung der Pflegebedürftigen. Mit 531.923 Menschen, die vorwiegend zu Hause betreut werden, ergibt sich ein Anstieg von 18,6 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung. Die Zuwachsraten variieren hier regional stark, mit einem Spektrum von 9,3 bis 27,1 Prozent. Besonders die Pflege durch Angehörige hat dabei zugenommen: Die Zahl derer, die ausschließlich Pflegegeld beziehen und durch Familienmitglieder gepflegt werden, stieg um 20 Prozent, während die Inanspruchnahme von sonstigen Pflegeleistungen um 25,1 Prozent zulegte.
Insgesamt zeigen alle Stadt- und Landkreise deutliche zweistellige Zuwachsraten in diesen beiden Bereichen der häuslichen Pflege. Die Nutzung ambulanter Pflegedienste ist hingegen uneinheitlich: In 12 Kreisen kam es zu einem Rückgang in diesem Sektor, während landesweit noch ein Zuwachs von 9,8 Prozent verzeichnet wurde.
Situation der vollstationären Pflege
Im Gegensatz zur Häuslichkeit ist die Zahl der vollstationär versorgten Pflegebedürftigen lediglich um 1,3 Prozent angestiegen. Mit insgesamt 92.908 Personen zeigt sich, dass in 13 Stadt- und Landkreisen die Zahl der Pflegebedürftigen in vollstationärer Pflege sogar gesunken ist. Diese Rückgänge variieren zwischen 0,6 und 7,9 Prozent.
Entwicklung der Pflegeeinrichtungen und Beschäftigten
Die Anzahl der Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg ist im Vergleich zu 2021 um 2,5 Prozent auf 3.356 gestiegen. Hierbei fällt auf, dass die Zahl der neuen Einrichtungen in den Landkreisen (+2,8 %) stärker zunahm als in den Stadtkreisen (+1,1 %). Besonders hohe Zuwächse waren im Landkreis Rottweil (+12,8 %), Heidenheim (+10,5 %) und Calw (+10,5 %) zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu haben 14 Kreise weniger Pflegeeinrichtungen als im Jahr 2021.
Die Beschäftigtenzahlen in der Pflege sind ebenfalls angestiegen. Durch Erweiterungen in den ambulanten und stationären Einrichtungen stieg die Zahl der Beschäftigten um 2,5 Prozent auf 149.274. Dabei betrug der Personalzuwachs in den Landkreisen 2.986 und in den Stadtkreisen 682.
Fazit
Die Ergebnisse der Pflegestatistik 2023 verdeutlichen die Herausforderungen und Trends im Pflegebereich in Baden-Württemberg. Insbesondere die hohe Zahl an häuslicher Pflege und die regionalen Unterschiede in der Pflegequote werfen Diskussionen über geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegeinfrastruktur und -ressourcen auf. Die demografischen Entwicklungen und der steigende Bedarf an Pflegeleistungen werden auch künftig wesentliche Themen in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion sein.