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Der Innovationsindex wird im 2-jährigen Turnus im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg berechnet und schafft damit die Grundlage für einen Vergleich der Innovationsfähigkeit von 87 Regionen der Europäischen Union

Von Dirk Meyer

Innovationen – neue bzw. verbesserte Produkte, Dienstleistungen oder Produktionsprozesse – sind auch weiterhin der Schlüssel zur Steigerung der nationalen sowie internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Dies wird besonders am Beispiel der fortschreitenden Automatisierung und digitalen Vernetzung von Produktionsanlagen in der industriellen Fertigung deutlich.

Fundierte Kenntnisse über die Innovationsfähigkeit einer Region sind daher sowohl für die Politik zur Gestaltung von förderlichen Rahmenbedingungen als auch für die Wirtschaft zur Auswahl von geeigneten Forschungs- und Entwicklungsstandorten unerlässlich.

Eine Messung der Innovationsfähigkeit ist jedoch nur indirekt möglich. Aus diesem Grund wurde vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg der Innovationsindex entwickelt.

Dieser Index bündelt die EU-weiten Daten von sechs Innovationsindikatoren in einer Kennzahl und ermöglicht somit einen Vergleich der Innovationsfähigkeit der Regionen in der Europäischen Union (EU).

Baden-Württemberg ist in der EU unangefochten die Region mit dem höchsten Innovationspotenzial.

Gesamtindex im EU-Vergleich: Gegenüber der Berechnung aus dem Jahr 2014 ergaben sich für die Berechnung 2016 in der Spitzengruppe teilweise deutliche Rangverschiebungen. Schweden verbessert sich um drei und die südliche Region der Niederlande um beachtliche 18 Rangplätze. Berlin fällt um fünf Rangplätze zurück.

EU-28-Länder im Vergleich: Den Spitzenplatz belegt weiterhin Dänemark, nun gefolgt von Schweden und Finnland. Luxemburg schiebt sich vor Deutschland, das gegenwärtig nur noch den fünften Rangplatz einnimmt. Die Niederlande verbessern ihr Innovationspotenzial gegenüber der Berechnung 2014 um vier Rangplätze und liegen jetzt auf dem siebten Platz.

Bundesländervergleich: Im Gesamtindex ergab sich bei den ersten fünf Rangplätzen gegenüber 2014 keine Veränderung. Nach Baden-Württemberg folgen die Bundesländer Bayern, Berlin, Hessen und Hamburg. Auf den letzten Rangplätzen kam es gegenüber der Berechnung 2014 teilweise zu Rangveränderungen von bis zu vier Positionen in die positive wie auch negative Richtung.

Gesamtindex: Spitzengruppe mit Veränderung

Baden-Württemberg ist mit einem Indexwert von rund 70 weiterhin in der EU die Region mit dem höchsten Innovationspotenzial.

In der Spitzengruppe des EU-Rankings mit einem Indexwert von über 50 und einer damit ebenfalls hohen Innovationsfähigkeit sind Bayern, die französische Hauptstadtregion Île de France, Dänemark, Schweden, die südliche Region der Niederlande, Finnland, Luxemburg und Berlin vertreten.

Gegenüber der Berechnung aus dem Jahr 2014 ergaben sich in der Spitzengruppe teilweise deutliche Rangverschiebungen, die ersten drei Rangplätze blieben allerdings unverändert.

Schweden verbesserte sich um drei Rangplätze und liegt nun auf Platz 5. Die südliche Region der Niederlande schob sich um beachtliche 18 Rangplätze nach vorne und liegt 2016 auf dem sechsten Platz.

Neben der allgemein bekannten landwirtschaftlichen Produktion sind in den Niederlanden auch namhafte Industrieunternehmen beheimatet. In der südlichen Region der Niederlande sind beispielsweise Forschungseinrichtungen der Unternehmen Philips, Océ und DAF angesiedelt, die das Innovationspotenzial dieser Region unter anderem durch FuE-Investitionen und Patentanmeldungen positiv beeinflussen.

Dagegen fällt Berlin um fünf Rangplätze nach hinten und befindet sich 2016 nur noch auf dem neunten Platz.
Die Bundesländer sind in vier Gruppen vertreten

Somit sind von den Bundesländern nur noch Baden-Württemberg, Bayern und Berlin in der Spitzengruppe des EU-weiten Innovationsvergleichs vertreten. Der größte Teil der deutschen Bundesländer, im einzelnen Hessen, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bremen, befindet sich weiterhin im Vorderfeld der Rangfolge.

Im Mittelfeld sind die Bundesländer Saarland, Schleswig-Holstein, Thüringen und Brandenburg gelistet. Mit einem Indexwert von unter 30 liegen die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im Hinterfeld des Innovationsvergleichs. Damit haben sich 2016 Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich mit der Indexberechnung 2014 in der Rangplatzierung deutlich verschlechtert. Der Indexbereich, in dem sich diese beiden Bundesländer befinden, ist jedoch sehr dicht besetzt.

Eine Änderung von wenigen Indexpunkten kann bereits zu einer deutlichen Verschiebung der Rangplatzierung führen. Beide Bundesländer zeigen im Zeitverlauf, trotz eines Rückgangs bei den Patentanmeldungen, eine etwa gleichbleibende Innovationsfähigkeit.

Andere Regionen, mit einer bisher vergleichbaren bzw. geringeren Innovationsfähigkeit, konnten diese inzwischen verbessern und daher 2016 eine Rangplatzierung vor diesen Bundeländern belegen.

Im Bundesländervergleich wird das enorme Innovationspotenzial von Süddeutschland gegenüber weiten Teilen Ostdeutschlands deutlich. Baden-Württemberg und Bayern liegen mit deutlichem Abstand im Spitzenfeld.

Während die Innovationsfähigkeit in Berlin und Hessen in der Berechnung 2016 noch über dem durchschnittlichen Niveau aller Bundesländer liegt, schneiden die verbleibenden zwölf Bundesländer im deutschlandweiten Vergleich unterdurchschnittlich ab (Indexwert Deutschland: 48). Auf den letzten Rangplätzen befinden sich nun Schleswig-Holstein, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Schlussgruppe: inzwischen vier spanische Regionen vertreten

In den polnischen Regionen Pólnocny und Pólnocno-Zachodni, den italienischen Regionen Isole (Sizilien und Sardinien) und Sud, den spanischen Regionen Noroeste, Sur, Centro und den Canarias (Kanarische Inseln) sowie den EU-Ländern Griechenland, Bulgarien, Zypern und Rumänien ist die Innovationskraft am geringsten.

Im Vergleich zur Berechnung 2014 ergaben sich in der Schlussgruppe insbesondere Rangverschiebungen bei Regionen in Spanien. Beispielsweise hat sich die spanische Region Noroeste um sieben Rangplätze verschlechtert und ist damit 2016 erstmalig in der Schlussgruppe gelistet. Ein Grund hierfür sind beispielsweise die zurückgegangenen FuE-Investitionen.

Niveauindex: Baden-Württemberg belegt weiterhin den Spitzenplatz

Ausschlaggebend für die Spitzenposition Baden-Württembergs beim Gesamtindex und auch beim Teilindex »Niveau« bleibt die hohe technologische Basis des Landes. Beträchtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE), die hohe Bedeutung forschungsintensiver Industriezweige und der große Erfindungsreichtum sichern diese führende Position.

Baden-Württemberg investiert 4,8 % seines Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung. Der Südwesten liegt damit deutlich über der Marke von 3 %, die sich die EU im Rahmen der EU-2020-Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zum Ziel gesetzt hat.1 Mit einer FuE-Intensität2 von 3,6 % folgen mit deutlichem Abstand die nordöstlich von London im Umfeld der University of Cambridge gelegene Region East of England und Berlin.

Zum Vergleich: Innerhalb der 28 Mitgliedstaaten der EU belegen Schweden und Finnland die Plätze 1 und 2 im Forschungsranking mit einer FuE-Intensität von 3,3 %. Es folgen Dänemark, Österreich und Deutschland mit einer FuE-Intensität von je 3,1 % bzw. 2,8 %.

Auch beim Innovationsindikator FuE-Personalintensität befindet sich Baden-Württemberg mit 2,4 % nach der französische Hauptstadtregion Île de France (2,7 %) und vor Dänemark und Finnland (2 %) im europäischen Spitzenfeld.

In keiner in die Index-Berechnung einbezogenen Region ist der Anteil der Erwerbstätigen in forschungsintensiven Industriezweigen höher als in Baden-Württemberg. Hierzulande arbeiten rund 16 % aller Erwerbstätigen in industriellen Hochtechnologiebranchen, beispielsweise im Maschinenbau, in der Herstellung von Kraftwagen und -motoren oder im Bereich Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen. Dieser Anteil stagniert seit dem Jahr 2008 nahezu unverändert auf hohem Niveau. Hinter Baden-Württemberg rangieren bei diesem Innovationsindikator, wie bereits bei der Berechnung 2014, Bayern und die Tschechische Republik. Hier liegt der Anteil der Erwerbstätigen in forschungsintensiven Industriezweigen bei gut 13 % bzw. 11 %. Im europäischen Durchschnitt beträgt dieser Anteil nur knapp 6 %.
Viele Patentanmeldungen in Baden-Württemberg …

Baden-Württemberg verfügt nicht nur über enorme Forschungs- und Entwicklungsressourcen, sondern zählt auch zu den größten Patentanmeldern Deutschlands und Europas. Bezogen auf 1 Mill. Einwohner werden von baden-württembergischen Erfindern fast fünfmal so viele Patente beim Europäischen Patentamt angemeldet wie im Durchschnitt aller 28 EU-Länder.

Eine fast so hohe Anzahl an Patentanmeldungen bezogen auf 1 Mill. Einwohner ist in der Region im Süden der Niederlande (Zuid-Nederland) zu verzeichnen und auch die Tüftler in Bayern gehören zu den ausgesprochen aktiven Erfindungsanmeldern.

Patente sollen Erfindungen schützen und ein Anreiz bilden, in neue bzw. verbesserte Produkte zu investieren. Der Innovationsindikator Patentanmeldungen lässt somit Rückschlüsse auf Umfang und Erfolg der Erfindertätigkeit in einer Region zu.

Vorteilhaft für Baden-Württemberg wirkt sich aus, dass innovative Unternehmen wie beispielsweise Bosch, Daimler, ZF Friedrichshafen, Porsche, Mahle, Voith, Heidelberger Druckmaschinen, Festo, IBM und Hewlett-Packard mit ihrem Hauptsitz oder ihren Tochterunternehmen in Baden-Württemberg angesiedelt sind. Diese Unternehmen investieren hierzulande beachtliche FuE-Ressourcen und zählen auch zu den größten Patentanmeldern Deutschlands und Europas.

Quelle
Einwiller, Ruth: Innovationsindex 2016: Baden-Württemberg im europäischen Vergleich, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2016, S. 17 – 25, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.), http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Service/Veroeff/Monatshefte/20161203

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