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Stuttgart. Genau 52.627 Paare haben sich im Jahr 2015 in Baden‑Württemberg trauen lassen. Damit lag die Zahl der Eheschließungen so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Gegenüber dem Beginn der 1990er-Jahre sind die Heiratszahlen allerdings um etwa ein Achtel zurückgegangen. Damals gaben sich noch jährlich etwa 60.000 Paare das »Jawort«. Dies gab das Statistische Landesamt nun bekannt.

Paare heiraten immer später

Im Jahr 2015 waren die Männer bei der ersten Eheschließung im Schnitt 33,3 Jahre und die Frauen 30,7 Jahre alt. Damit ist das Durchschnittsalter, in dem ledige Männer und Frauen vor den Standesbeamten treten, in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Noch Mitte der 1980er-Jahre lag das durchschnittliche Heiratsalter annähernd 6 Jahre niedriger.

Dieser Trend hin zu einer späteren Heirat dürfte unter anderem auf die im Schnitt gestiegene Ausbildungsdauer zurückzuführen sein, aber auch darauf, dass immer mehr Partner – im Gegensatz zu früher – zunächst in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft leben. Allerdings gab es auch im Jahr 2015 Paare, die sehr jung geheiratet haben: Bei immerhin 38 Eheschließungen waren sowohl der Mann als auch die Frau jünger als 20 Jahre alt.

Innerhalb des Landes zeigen sich durchaus bemerkenswerte Unterschiede beim Alter der Eheschließenden: Im Schnitt am ältesten waren sowohl Frauen als auch Männer, die in Baden-Baden als Ledige geheiratet haben (33,0 bzw. 35,4 Jahre). Am jüngsten waren sowohl Braut als auch Bräutigam in Pforzheim mit durchschnittlich 28,8 bzw. 31,7 Jahren.

Witwer heiraten fast sechsmal so häufig wie Witwen

Die mit Abstand meisten Männer und Frauen, die sich das »Jawort« geben, gehen auch heute noch als Ledige zum Standesamt. 2015 waren dies sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern knapp 80 Prozent. Allerdings haben sich diese Anteile verringert. 1970 waren noch 89 Prozent der Frauen vor der Heirat ledig, bei den Männern waren es immerhin 87 Prozent.

Im Gegenzug hat sich der Anteil der Hochzeiten von Geschiedenen an allen Eheschließungen im vergangenen Jahr gegenüber 1970 auf gut 19 Prozent mehr als verdoppelt. Dagegen spielen die Wiederverheiratungen Verwitweter zahlenmäßig nur eine geringe Rolle (1 Prozent).

Allerdings ist auffällig, dass Männer im Vergleich zu den Frauen nach dem Tod des Ehepartners annähernd sechsmal so häufig erneut geheiratet haben.1 Dieser Unterschied kann nur teilweise damit erklärt werden, dass die Frauen im höheren Alter in der Überzahl sind und es viermal so viele Witwen wie Witwer gibt.

Binationale Ehen nehmen zu

Bei gut 81 Prozent der 2015 geschlossenen Eheschließungen hatten sowohl die Frau als auch der Mann die deutsche Staatsangehörigkeit. Noch 1970 besaßen bei beinahe 9 von 10 Ehen beide Partner die deutsche Nationalität.

Spiegelbildlich ist in den letzten Jahrzehnten der Anteil von Ehen zwischen Deutschen und Ausländern angestiegen – von lediglich gut 7 Prozent im Jahr 1970 auf zuletzt immerhin knapp 15 Prozent.

Bei deutsch-ausländischen Eheschließungen waren im Jahr 2015 solche zwischen deutschen Frauen und türkischen Männern (825) sowie zwischen deutschen Frauen und italienischen Männern (516) am häufigsten.

Relativ häufig waren auch Eheschließungen zwischen türkischen Frauen und deutschen Männern (522) sowie zwischen italienischen Frauen und deutschen Männern (329).

Dagegen haben Deutsche in Baden‑Württemberg verhältnismäßig selten einen Partner aus den Nachbarstaaten Schweiz und Frankreich geheiratet: Deutsche Frauen haben im Jahr 2015 mit 119 Franzosen bzw. mit 99 Schweizern den Bund für das Leben geschlossen; deutsche Männer haben 85mal eine Französin und 92mal eine Schweizerin zur Lebenspartnerin gewählt.

Lediglich in gut 4 Prozent der Eheschließungen waren beide Partner Ausländer, wobei Hochzeiten zwischen türkischen Staatsangehörigen am häufigsten (474) stattfanden, knapp gefolgt von Eheschließungen zwischen Italienerinnen und Italienern (470).

Ist Heiraten wieder »in«?

Im langjährigen Vergleich ist die Zahl der Eheschließungen deutlich zurückgegangen, weil das Heiraten an Attraktivität verloren und andere Lebensformen des Zusammenlebens an Bedeutung gewonnen haben.

Als ursächlich für diesen Trend wird vor allem die gestiegene Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen sowie der Bedeutungsrückgang sozialer Normierungen angesehen. In den letzten Jahren hat sich dieser Rückgang in der »Heiratsneigung« aber nicht mehr fortgesetzt: Der Anteil der Männer, die im Alter von 50 Jahren verheiratet waren, blieb zwischen 2012 und 2015 unverändert, derjenige der Frauen hat sich in diesem Zeitraum sogar geringfügig erhöht. (red/tm)

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