Die Serie über die Gesichter der schwäbischen Metropole geht weiter: Der sympathische Slowake steht jeden Tag am Anfang der Königstraße und verkauft im roten Dress die Stuttgarter Straßenzeitung.

Von Alexander Kappen

Stuttgart. Der kleingewachsene Slowake Vojtech Olah steht täglich auf Höhe der Königstraße Nummer 18. „Immer gegenüber vom Müller“, wie er selbst sagt. Seine kleinen Augen funkeln gutgelaunt wenn er im roten Dress die Straßenzeitung anpreist. Seine dunkel gefärbte Haut mit einigen Narben, sein übergroßer Rucksack mit all seinem Hab und Gut, der neben ihm steht und auch seine Biographie sprechen allerdings eine andere Sprache. Hier gibt es wenig zu lachen und auch die Passanten auf der Königstraße scheinen ein Gespür für seine Lage zu haben: sie verweilen in Gruppen in seiner Nähe und beobachten seine Verkaufsaktivitäten mit mitleidigem Blick.

„Ich habe derzeit keine Wohnung, sondern schlafe unter anderem im Park am Hauptbahnhof“, sagt Vojtech mit gesenktem Blick. Dennoch lobt er seine neue Heimat. Seit drei Monaten ist er nun in Deutschland. „Hier sind alle nett und gut zu mir, zudem gibt es viel mehr Sachen in den Geschäften zu kaufen als in der Slowakei“, sagt der 40-Jährige und seine Augen beginnen wieder freudig zu funkeln. In Bratislava, seiner Heimatstadt hatte er zuletzt keine Arbeit mehr gefunden. Bratislava hat rund 420 000 Einwohner, ist die Hauptstadt der Slowakei und befindet sich im westlichen Teil des Landes nur rund 50 Kilometer von Wien entfernt. Mit handwerklichen Kenntnissen komme man dort nicht mehr weit, meint er. Früher habe er als Handwerker gearbeitet und Aufträge rund um die Renovierung von Wohnungen angenommen. Die Wirtschaftskrise sei aber auch in der Slowakei angekommen und die Leute würden nun sparen und versuchen alles selbst zu reparieren oder renovieren.

Die Arbeitslosigkeit traf die Familie doppelt schwer, denn zudem hat Vojtechs Bruder einen Tumor im Hinterkopf und braucht dringend Geld für eine Operation. „Ich überweise jeden Cent, den ich hier verdiene in meine Heimat“, sagt Vojtech. Seine Familie sei insgesamt ohne Arbeit und schleppe sich in Bratislava nur noch von Tag zu Tag. Dies war Vojtech zu viel und er machte sich auf nach Stuttgart.

Die Straßenzeitung Trottwar ist derzeit seine ganze Hoffnung. Hier hat er auch schon bereits einige Freunde unter den anderen Verkäufern gefunden. „Hier ist meine neue Heimat, hier will ich nicht mehr weg“, sagt Vojtech und seine Augen funkeln erneut. Bis zu 50 Stunden stehe er wöchentlich auf der Königstraße und verkaufe die Hefte, von deren Erlös er die Hälfte behalten darf – so wie alle anderen Verkäufer. Für die Zukunft wünscht er sich „eine kleine Wohnung irgendwo in Stuttgart“. Und er will „noch mehr Hefte verkaufen“, um damit dann seinem Bruder die dringend benötigte Operation zu ermöglichen.

Wer Vojtech gezielt helfen möchte, kann dies gerne mit einer Spende an Trottwar mit dem Betreff „Vojtech“. Trott-war e.V. Spendenkonto bei der BW Bank Stuttgart: IBAN: DE40600501010001102323 BIC: SOLADEST600

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