Cafe 72 Mitarbeiter: Manuel Bortego

Eher konservative Zukunftsvorstellungen hat man bei einer der grössten Anlaufstellen für Obdachlose in Stuttgart. Alle Beteiligten zeigen sich happy mit dem Status Quo.

Von Alexander Kappen

Stuttgart-Bad Cannstatt. Bis zu 100 Obdachlose versorgen sich in der Tagesstätte täglich mit Essen, Kleidung, Körperhygiene und warmen Worten. Manuel Borrego Beltran ist langjähriger Mitarbeiter im Café 72, das sich zentral nahe des Cannstatter Bahnhofs befindet. Der 47-Jährige kennt die Szene auch aus seiner früheren Tätigkeit als Streetworker auf Stuttgarts Straßen. Befragt wo er denn das Café in 15 Jahren sehe, zeigt er sich konservativ: „Wir vom Mitarbeiter-Team sind alle sehr zufrieden wenn alles so bleibt wie es ist. Wir haben große Räumlichkeiten, die zentral in Bad Cannstatt liegen, gleich gegenüber ist unsere Beratungsstelle, unser Angebot wird sensationell gut angenommen – was will man mehr?“

Zum Team des Café 72 gehören insgesamt vier Mitarbeiter, die sich 2,25 Arbeitsstellen teilen. Hinzu kommen ein Bufdi (Bundesfreiwilligendienstler früher Zivildienstleistender) und Ehrenamtliche. Mithilfe von Kooperationen hat man sich ein Netzwerk innerhalb der Landeshauptstadt aufgebaut. Man arbeitet zum Beispiel eng mit zwei Cannstatter Streetworkern zusammen. Die Bäckerei Sailer aus Bad Cannstatts Carré versorgt das Café täglich mit Backwaren-Spenden und mit den übrigen Obdachlosen-Anlaufstellen ist man in engem Austausch. Dennoch wünscht sich das Café 72 hier in Zukunft noch mehr Zusammenarbeit. „Wir könnten noch viel mehr Kooperationen gebrauchen, sodass davon alle Stuttgarter Obdachlosen profitieren könnten“, sagt die studentische Mitarbeiterin Aljoscha Müller, die täglich noch als Praktikantin im Café mithilft. Und auch von der Gesellschaft wünscht sie sich etwas, nämlich einfach „mehr Interesse für unsere Arbeit“. Denn man begleitet die Bedürftigen, zu denen auch Rentner gehören, nicht nur bei der täglichen Befriedigung von Grundbedürfnissen, sondern gestaltet mit den Obdachlosen auch deren Freizeit. Es gibt Angebote wie Ausflüge wie zum Beispiel in die Wilhelma, Grillen im Rosensteinpark, Tischtennisturniere und Maultaschenworkshops.

Eine große Verbesserung bringt bereits die nahe Zukunft: Die sanitären Anlagen des Cafés werden grundlegend saniert und vergrößert. „Die rennen uns täglich die Bude ein, was die Duschen und Waschmöglichkeiten betrifft“, sagt Manuel Borrego Beltran. Das Café hat daraufhin Spendengelder gesammelt und wird nun wohl im Herbst 2016 seinen kompletten Betrieb für zwei Wochen schließen, um in dieser Zeit die Bauarbeiten durchzuführen. Die Duschmöglichkeiten werden mehr als verdoppelt. Es gibt dann in Zukunft je zwei Duschen für Männer und Frauen, zudem größere Waschstellen.
Die Besucher freut es. Sie sind im Café-Betrieb eng einbezogen und kochen sogar mit. „Wir hoffen, dass wir das auch in Zukunft dürfen. Von den neuen Sanitäranlagen versprechen wir uns auch einiges und hoffen dass die sauber gehalten werden. Das Angebot hier ist toll und hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so bestehen“, sagen die Nutzer übereinstimmend.

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